Ein Dackel mit Durchfall, gleich zum Einstieg. Ein Killer namens Kain, der Amphetamine nimmt und dauernd furzen muss (darüber werden wir noch öfter informiert, es gibt da allerlei Varianten), Ratten an einem Körper im Kanalschacht, Pizzareste im Darm eines Toten. Ein Pathologe, der beim Sezieren die Mordszene re-enacted: »In 24 Stunden wird dieser Mann sterben … er ist völlig arglos … zwei Rippen gehen zu Bruch …« Ein Rattenkadaver, von anderen totgebissen, mit noch einem menschlichen Auge im Maul, ein Ted-Bundy-Zitat, ein Armprothese, der süßsaure Geruch eines Speed-Furzes, ein Pizzaprospekt mit Gebärmutterillustrationen. Ein Korsett und Poesie: »Wie seine Gedanken trieben die Wolken ohne eindeutiges Ziel über die Dächer.« All dies auf den ersten 120 Seiten. Willkommen in Skandinavien.
Auf Seite 202 sieht die Holmenkollen-Schanze oberhalb Oslos aus einer bestimmten Perspektive wie ein Gynäkologenstuhl aus, eine Behörde ist »undicht wie ein Hund mit einer Harnweginfektion«, einmal stinkt eine Leiche nach Parfüm, zweimal macht sich eine Polizistin in die Hose. Und dann wird auf Seite 381 klar: »Ein Pockenvirus ist auf Abwege geraten, und irgendjemand plant, es einzusetzen.« Ein Staatsgeheimnis, Cosmic Top Secret, eine Militäraktion der Norweger vor mehr als 20 Jahren auf einer russischen Halbinsel, natürlich mit Verrat-Tripleburger und einem Virus heute als Rache. Das Personal trägt teils Namen wie Odysseus, Kalypso, Kain und Abel, den Showdown gibt es in einem Konzertsaal, auch dort dann »der Geruch eines sterbenden Körpers«.
»Der Bote« von Ingar Johnsrud ist der Mittelteil der Fredrik Beier-Trilogie, die in 20 Länder verkauft ist und natürlich auf den Bestsellerlisten steht. Leser gehen meilenweit für Sätze wie: »Sein Glied, das sich wie eine neugeborene, einäugige Ratte vor ihr aufbäumt.« Dies ist der Real Scandinavian Shit.