Das Leben ist eine Party
In ihrer Arbeit »Dancing Grandmothers« nimmt die südkoreanische Choreografin Eun-Me Ahn die Gesellschaft ihres Heimatlandes tänzerisch unter die Lupe. Für die Recherchen zu diesem Projekt reiste die »Pina Bausch von Seoul«, wie sie in Frankreich genannt wird, ein Jahr lang durch Südkorea und animierte ältere Frauen, vor der Kamera zu tanzen. Von den Gesten und Bewegungen dieser koreanischen Seniorinnen inspiriert, entstand ein Tanzstück, das Mitglieder ihrer Compagnie mit diesen Großmüttern und einem Großvater zu traditioneller und moderner Musik auf einer knallbunten Bühne zusammenbringt. Immer wenn die Akteure pausieren, springt der Projektor an und zeigt Video-Szenen der Reise. Wir sehen Bilder von tanzenden älteren Frauen: im Park, mitten in der Steppe, im Arbeitsalltag, mal mit Grasmatten bei der Feldarbeit, mal mit Sonnenschirm, mal mit Arbeitsschürze vor einer Ladenfront, mal hinter einer Gehhilfe.
Für Eun-Me Ahn, die nach einer traditionellen Tanzausbildung 1990 nach New York ging, um an der renommierten Tisch School zu studieren, erzählt der Abend mehr über Korea als Worte oder Bücher. Die generationsübergreifende Choreografie »Dancing Grandmothers« ist eine Verbeugung vor der Vergangenheit und der Kraft des Tanzes, eine getanzte Hommage an das Älterwerden. Und es ist eine knallbunte Ode an das Leben, die nach allem, was man liest und hört, regelmäßig in einer wilden Party mündet. Warum nicht auch in Darmstadt?