Das Wort Vorstellung kann man auf verschiedene Weisen verstehen. Beim Tanzfestival RM kommen sie unter dem Motto »Imagine« alle zusammen, wenn sich auf den Tanzbühnen in Darmstadt, Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden eine Vielzahl internationaler Künstler und Künstlerinnen präsentiert. Schließlich konnten sich nach den Lockdowns und immer wieder wechselnden Benimmregeln selbst die Festival-Macherin Anna Wagner (Mousonturm) und ihr Co-Kurator Bruno Heynderickx (Hessisches Staatsballett) kaum mehr vorstellen, wie man eine sechste Ausgabe des Festivals realisieren soll.
Inzwischen ist der Anfang mit der Tosca-Adaption der Kompanie Emanuel Gat Dance (»Act II & III or The Unexspected Return Of Heaven And Earth«) wohl gemacht. Der Namensgeber und Choreograf des Tanzensembles demonstriert als Spotlight-Künstler des Festivals außerdem im Wiesbadener Kunsthaus, dass er auch fotografieren kann. Sein eigentliches Talent aber blitzt auf der Bühne des Darmstädter Staatstheaters noch einmal auf, wenn seine Crew »Lovetrain2020«.zu seiner Deutschland-Premiere bringt. Das Stück ist mit den Hits des britischen New-Wave-Duos Tears for Fears als Ode an die Sounds und Vibes der 80er Jahre konzipiert. Shout, Shout – Let it all out: »Ein Stück voller Energie und Leichtigkeit, das in unendlichen Variationen erforscht, wie Menschen zusammenkommen, auseinanderdriften, sich anziehen und abstoßen und so beständig in Bewegung bleiben«.
Am Wiesbadener Staatstheater begibt sich die Sebastian Weber Dance Company in »BATS« auf die Corona-Spuren der Fledermäuse: »Ein blutrünstiges, düsteres, ansteckendes Stück über den Menschen als Biest in einer programmierten Wirklichkeit. Ausgehend von der tiefensensiblen Orientierung der Fledermaus im Raum, entwickelt Sebastian Weber mit seiner Kompagnie eine dichte Choreografie in einem Puzzle aus realen und virtuellen Räumen. Rauer, körperkluger Tap Dance verbindet sich mit hyperrealistischen visuellen Effekten.«, so heißt es.
Zum ersten Mal gastiert das Tanzfestival auch im Gallus Theater, wo die Filipina Eisa Jocson sich einmal mehr mit den Disney-Traumwelten auseinandersetzt, ein Traumziel insbesondere junger philippinischer Tänzerinnen. »Manila Zoo« handelt von den Rollen, die sie wirklich kriegen: statt Cinderella vermenschlichte Tiermarionetten. Die Performance findet im Live-Kontakt per Stream mit Manila statt.
Weitere Festival-Gäste sind Lee Mun Wai (»On Display«), Claire Cuningham (»Thank You Very Much«), Jonas & Lander (»Coin Operated«), die Axis Dance Company (»Roots above Ground«) , Joana Tischkau (»Being Pink Ain’t Easy«), Nuria Guiu Sagarra (»Spiritual Boyfriends«), Willi Dorner (»Figure«), Toni Rizzi and the Bad Habits (»Why Wait/Still Waiting«) und La Veronal (»Sonoma«). Integriert in das »Imagine«-Programm ist Tim Plegges »Memento« mit dem Hessischen Staatsballett, das wir gesondert besprechen. Workshops und Gesprächsreihen runden das Festival ab.
gt (Foto: Sebastian Weber Dance Company, © Jörg Singer)
Termine und Aufführungsorte unter www.tanzfestivalrheinmain.de