Japanisches Filmfestival in Frankfurt
4.–9. Juni 2013
Die 13 soll kein böses Omen sein. Das Festival brummt, auch in seinem 13. Jahr. Wegen des großen Interesses ist es um einen Tag auf sechs Tage verlängert worden. Und es ist von Bockenheim in den Osten Frankfurts gezogen. Erstmals sind der Mousonturm und die benachbarte Naxoshalle die Veranstaltungsorte. Geblieben sind dagegen das mal seh’n Kino im Nordend und das Kino im Deutschen Filmmuseum am Sachsenhäuser Mainufer.
Über 130 Kurz- und Langfilme aus Japan stehen auf dem Programm, darunter zahlreiche Deutschland-, Europa und sogar Weltpremieren. Nippon Connection hat mittlerweile eine so große Bedeutung bekommen, dass es auch Filme vor dem Japan-Kinostart zeigen darf.
Noch immer ist Fukushima, der Tsunami und die Nuklearkatastrophe vom 11. März 2011, ein Thema, das in zahlreichen Filmen verarbeitet wird. In dem poetisch inszenierten Science-Fiction-Drama »Land of Hope« von Sion Sono wird beispielsweise gezeigt, wie eine Familie mit den Nachwirkungen der Katastrophe umzugehen versucht. In »Odayaka« schildert Regisseur Nobuteru Uchida aus der Sicht zweier Mütter, welche psychischen Auswirkungen die Ereignisse haben. Dass Befürchtungen der Eltern traurige Realität geworden sind, beweist der Dokumentarfilm »A2« von Ian Thomas Ash, der zeigt, dass Kinder, die am Rand der Sperrzone leben, bereits heute mit gesundheitlichen Folgen zu kämpfen haben. Zum Thema »Filmemachen nach der Katastrophe« ist eine Podiumsdiskussion angekündigt.
Zahlreiche alte Bekannte sind beim Festival mit ihren neuen Werken vertreten: Shuichi Okita, der bereits in den letzten Jahren mit seinen Filmen das Publikum begeisterte, wird die Komödie »A Story of Yonosuke« persönlich in Frankfurt vorstellen. Ebenso wenig fehlen die neuen Werke der international ausgezeichneten Regiestars Ryuichi Hiroki, der mit »Yellow Elephant« vertreten ist, sowie Toshiaki Toyoda mit »I`m Flash!«, Nobuhiro Yamashita mit »The Drudgery Train« und Kiyoshi Kurosawa mit »Penance«.
Auch die Freunde des Anime sollen auf ihre Kosten kommen. Im Programmschwerpunkt »Nippon Animation« sind mit »Asura« von Keiichi Sato, »Wolf Children« von Mamoru Hosodo, »A Letter to Momo« von Hiroyuki Okiura und »Life of Budori Gusko« von Gisaburo Sugii Zeichentrickfilme nicht nur für Kinder angekündigt. In einem SciFi-Anime-Special, das von der Japan Visualmedia Translation Academy präsentiert wird, werden Episoden aus alten und neuen Science-Fiction-Serien gezeigt.
Die Reihe »Nippon Visions« präsentiert den Filmemacher-Nachwuchs aus Japan, die Retrospektive das Werk des Punkfilm-Regisseurs Sogo (Gakuryu) Ishii, dessen letzter (fertiggestellter) Film »Isn’t Anyone Alive« (Ikiterumono wa inainoka) auch zu sehen sein wird.
Das Festival glänzt erneut mit einem reichhaltigen Rahmenprogramm mit diversen Workshops, beispielsweise zu Zen-Meditationen oder Schwertkampf, auf dem Markt werden DVDs, Bücher und Spezialitäten aus der japanischen Küche angeboten. Nippon Kids kümmert sich um den Besucher-Nachwuchs, und auf zahlreichen Partys kann man sich vom übermäßigen Filmkonsum erholen.
Claus Wecker
www.nipponconnection.com