Es ist ihr 13. Bühnenstück insgesamt und ihre vierte Koproduktion mit den Landungsbrücken. Katerina Vlasova und Amadeus Pawlica wenden sich mit ihrer Choreografie »Peter Pan«, die im vergangenen Oktober zur Premiere kam, einem Thema zu, das niemandem unbekannt sein dürfte: Mobbing und psychische Gewalt. Ein Thema, das sich – Stichwort Peter-Pan-Syndrom – immer stärker aufdrängte, nachdem sie ursprünglich allein die Geschichte des von James Matthew Barrie kreierten Helden umzusetzen trachteten. Die Weigerung, erwachsen werden.
Fallen gelassen wurde auch für die wesentlich von Amadeus realisierte Inszenierung die Idee, zu viert aufzutreten. Es sind Nadja Simchen und Sandra Domnick, denen nun die Bühne ganz allein gehört. Für eine Choreografie, die sich mit beiden Seiten der Gewalterfahrung auseinandersetzt: der des Erleidens, aber auch der des Ausübens. Wie wird man Opfer, wie wird man Täter?
Man kann es wohl nur bedingt ein Pas de deux nennen, wenn die beiden Tänzerinnen sich nie berührend, unter anonymisierender Gaze-Maske immer wieder begegnen in einem Stück, das von den meditativen Soundcollagen David Rojas und von Vivaldi-Sonaten getragen wird, aber auch – wie meist bei Vlasova/Pawlica – elementare Textbeiträge enthält. Nahezu geflüstert schildert aus dem Off eine Mädchenstimme eine Gewalterfahrung in der Schule, der auch wir, während sich die Tänzerinnen nur noch sehr reduziert bewegen, ausgesetzt sind, bevor sie dann anfangen weiße Papierschiffe zu falten. Papierschiffe für die Fahrt nach Nimmerland, um dem Schmerz zu entgehen, manches Mal der einzige Ausweg, wie es in der Ankündigung heißt.
Es ist ein Bild, das uns zum Sammeln und Wiederfinden in die durchaus angebrachte Pause entlässt. Bei der Rückkehr ist der Raum mit Hunderten dieser Schiffchen übersät, und die Stimmung eine andere geworden – hin zum Positiven. Nimmerland allein, soviel erfahren wir, kann keine Lösung sein, weil auch die Erfahrung mitreist. Simchen und Domnick demonstrieren auf Spitzen und auf Sohlen und mit befreitem Gesicht ganz wunderbar, dass man auch anders damit umgehen kann.
gt (Foto: © DeDa Productions)
Termine: 28., 29. Mai jeweils 20 Uhr
www.landungsbruecken.org