Schotter (65)

Diesmal hat die Chefunke der FAZ ein vernichtendes Urteil über unseren Bundespräsidenten gefällt. Nicht weil dieser seit Beginn seiner Amtszeit keinerlei Aufsehen erregt und auch kein erwähnenswertes Thema gefunden hat. Sondern weil Christian Wulff sich 500.000 Euro für den Kauf eines Eigenheims bei einer reichen Freundin bzw. einem reichen Freund gepumpt hat. (Ist ja klar, arme Leute hätten ihm die Kohle nicht geben können.) Seit dies nun bekannt ist, hat unsere medial hyperaktive Republik kein anderes Thema als diese Skandalette. Wenn man einmal davon absieht, daß der Verdacht besteht, er habe das Parlament getäuscht: Was zum Teufel geht mich, geht uns an, wo Wulff sich privat Geld leiht? Es sei denn – natürlich – es sei Vorteilsnahme im Spiel. Wenn da ein Verdacht bestünde, müßte man selbstverständlich ermitteln, ggfs. Wulff anklagen und erst dann verurteilen. Stattdessen wird von Wulff verlangt, er müsse seine Unschuld beweisen. Was ehrlich gesagt, eine Frechheit ist. In der Zwischenzeit ruinieren Unke und Komplizen ohne den geringsten Nutzen den Ruf eines Mannes, dem man nach bisherigem Kenntnisstand höchstens vorwerfen könnte, daß er langweilig ist und eine Frau mit einem Tattoo hat. So what? Unangenehm aufgefallen ist auch Sigmar Gabriel, dessen einzige politische Aussage darin besteht, der Frau Merkel vorzuwerfen, sie hätte in Sachen Euro gezaudert und damit alles schlimmer gemacht. Was unterstellt, sowohl Merkel als auch Gabriel hätten allezeit gewußt, was richtig ist, was aber nicht sein kann, denn nicht mal heute ist das klar. In unserer bekloppten Republik gibt es zudem die sogenannten Castor-Transporte (gerade fand der 13. statt), die von einer eingeschworenen Gemeinde von Demonstranten aller IQKlassen behindert werden. Da wird »geschottert«, da werden Betonpyramiden auf Gleisen errichtet, Polizisten verhauen und Reisende auf eiskalten Bahnhöfen festgehalten. Und weil natürlich die Demonstranten die Guten sind (bei uns sind die Demonstranten immer die Guten – es sei denn es sind Rechte), werden sie von so ziemlich allen Medienvertretern – und bestimmt auch von der Unke – gelobt. Claudia Roth, eine der wahrscheinlich nutzlosesten Politikerinnen in diesem Land, darf dann beinahe unwidersprochen den Einsatz der Polizei gegen diese Demonstranten als »Anschlag auf die Demokratie« geißeln. Hallo?! Eine Minderheit verursacht einer Mehrheit einen Sachschaden von mehr als 50 Millionen Euro (nur für den 13. Transport wohlgemerkt – die Summe des aus allen 13 Blockaden resultierenden Schadens beläuft sich auf weit über 200 Millionen Euro) – und das soll gut sein? Ist nicht eher das ein »Anschlag auf die Demokratie«?

Kurt Otterbacher