Zum dritten Mal bereits führt uns das Theater Willy Praml rechts und links an den »Ufern der Poesie« des Mittelrheins entlang: Fünf Orte sind es diesmal, an denen vom 10. August bis zum 1. September 2019 nicht nur Theater gespielt, sondern auch gesungen, diskutiert, getrunken und spaziert wird. Zu alledem gibt es dort reichlich Anlass.
Heinrich Heine, natürlich, begegnet uns mit dem Rabbi im beschaulichen Bacharach, dem Ursprungsort antisemitischer Pogrome (10., 17., 18., jeweils um 15.30 Uhr), den »Goldenen Topf« von E.T.A. Hoffmann zeigt uns die ehedem Fliegende Volksbühne Michael Quast in Lorch (11., 19.30 Uhr), bevor der großartige Interpret Graham F. Valentine uns mit Schuberts Schöner Müllerin an die schönsten Sterbeorte führt, in Lorch am 23. und im Städtchen Kaub am 25., jeweils ab 19 Uhr.
Den traurigen Lenz von Georg Büchners treffen wir in einer ehemaligen Sektkellerei in Bacharach (30. u. 31., jeweils 19.30 Uhr). In Oberwesel finden die von Todessehnsucht erfüllten Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode mit kräftiger Unterstützung von Christa Wolf (»Kein Ort. Nirgends«) respektive dem Freien Schauspiel Ensemble mit Bettina Kaminski und Adrian Scherschel doch noch einen Ort zum Austausch ihrer Gefühle (16. u. 26., jeweils 19.30 Uhr). Kurzum: Es geht auch schon mal schwer melancholisch zu auf diesen Touren.
Die »zum Weinen schöne Männerstimmen« des Heinrich Heine Chors finden Robert Schumann und Bob Dylan, aber auch Gregor Praml mit Bass und Loop-Machine in Niederheimbach (25., um 14 Uhr). Intellektuell aufgearbeitet und kritisch betrachtet wird die Rheinromantik auf dem Podium unter der von Bertolt Brechts überlieferten Parole »Glotzt nicht so romantisch«, und zum Abschluss gibt es eine Hommage an Bacchus durch die Obergasse der Stadt Bacharach, die dabei zu einer ungewöhnlich belebten Szenerie erwacht.
Willy Pramls Theatergruppe, die Volksbühne von Michael Quast und das Freie Schauspiel Ensemble lassen ein Programm lebendig werden, auf das man sich nur freuen kann. Gute Bahn- und Straßenverbindungen machen einen Besuch mit abendlicher Rückkehr möglich, die ob des wunderbaren Environments aber nicht zwingend empfohlen wird. Es lohnt sich schon der Schlafen-&-Träumen-Pauschalen wegen auch einmal über Nacht zu bleiben.