Burgfestspiele Bad Vilbel zeigen Robert Thomas‘ Komödie »Acht Frauen«

Die 1961 uraufgeführte Kriminalkomödie »Acht Frauen« von Robert Thomas hat alles, was einen Erfolg verspricht, und gilt nicht zufällig als Klassiker des Genres: ein Mordopfer von Rang und Vermögen, stark gezeichnete, skurrile Figuren mit tiefen Geheimnissen, Humor, Action, wachsende Verwirrung und einen Titel, der aufhorchen lässt. Der auch hierzulande schnell populäre Cocktail aus Agatha Christie, Alfred Hitchcock und französischer Komödie wurde 2002 vom Regisseur François Ozon mit Starschauspielerinnen wie Catherine Deneuve, Isabelle Huppert und Emmanuelle Béart verfilmt und mit Musikeinlagen verehen, was dem Stück zu einem regerechten Revival auf den Theaterbühnen verhalf, wie jetzt bei den Burgfestspielen in Bad Vilbel.
Das Stück beginnt mit der Entdeckung der Leiche des Gutsherrn Marcel kurz vor der großen Weihnachtsfeier auf seinem verschneiten Landsitz. Mit einem Messer im Rücken wissen wir den alten Herrn oben in seinem Zimmer, während im Salon Mutter, Gattin, Schwester, Enkeltöchter und Personal erst in Entsetzen verfallen und dann zunehmend in Panik geraten. Durchtrennte Telefonkabel (wir sind in den 60ern), verschlossene Tore, vergiftete Hunde und reichlich Schnee schneiden sie hermetisch von der Außenwelt ab und lassen sie messerscharf erkennen: der Mörder ist eine Mörderin. Ein Motiv dazu, so enthüllt sich im allseitigen Misstrauen der Gespräche, hätte jede von ihnen, entpuppt sich doch auch der von allen so geehrte Tote als ein Schwerenöter, der es nicht nur reichlich im Säckel. sondern auch faustdick hinter den Ohren hatte.
Harald Demmers Inszenierung spielt in einer treppenreichen Salonlandschaft (Bühne Claus Stump) mit kitschrosa Elementen à la Hollywood. Anja Jungheinrich trägt mit einem knallbunten Kostümreigen beeindruckend dazu bei, die scharf konturierten Charaktere passend zu kleiden. Wie ein haitianisches Wimmelbild mutet das an, wenn sich Marcels Schwester Pierrette (forsch: Ulrike Fischer) in einem knallroten, sexy Kleid mit dessen in schwarzweißer Extravaganz dominierenden distinguierten Gattin Gaby (Isa Weiß) anlegt, während seine heimlich schnäpselnde Schwiegermutter Mamy (Alexandra von Schwerin) in königsblauem Kostüm im Rollstuhl auffährt. Dass die angeblich Behinderte das Gefährt bei Bedarf (»Ein Weihnachtswunder«) auch verlässt, gehört zu den vielen verblüffenden Gags einer turbulenten Schau, in der auch das kokette Zimmermädchen Louise (Josefine Rau), die so gegensätzlichen Töchter Catherine (Sanja Matea Färber) und Susanne (Susann Ketley), die Haushälterin Madame Chanel (Britta Hübel) und vor allem die völlig geschmacklos daherkommende hypochondrische Augustine (großartig: Marie Bauer) für immer neue Wendungen und Perspektiven sorgen. Keine ist, was sie scheint, aber jede auf besondere Art verdächtig. Ein hochvergnüglicher Abend, der ohne die eingestreuten Songs von Tic Tac Toe (»Ich find dich Scheiße)«, Herbert Grönemeier (»Flugzeuge im Bauch«) und anderen wohl kaum weniger gelungen wäre – wiewohl es auch dafür kräftigen Applaus gab.

Winnie Geipert / Foto: © EUS
Termine: 22., 23., 27., 29., 30. Juli, 20.15 Uhr; 28. Juli, 18.15 Uhr
www.kultur-bad-vilbel.de

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