Auf Tod und Leben
Vier Schauspieler erzählen in wechselnden Rückblenden das Schicksal von zwei Männern und zwei Frauen. Aus Süd, Nord, West und Ost kommend, führt sie der Zufall im Nirgendwo zusammen. Vier Menschen, die auf je eigene Art im Leben gestrandet sind: die Wahrsagerin Madam Oiseau, die ein Unheil voraussieht und nicht zu verhindern vermag. eine Kellnerin mit Lockenpracht und zwei Männer, die sich in sie verlieben, ein ins Kriminelle abgerutschter Lkw-Fahrer der eine, ein Luftballon-Kleinkünstler der andere.
Nach und nach verzahnen sich ihre Geschichten; es ist ein Puzzle, das immer konkreter wird und die anfängliche Distanz der Schauspieler zu ihren Leben gewinnenden Figuren allmählich aufhebt. Ganz schön typisch, diese Schachtelkonstellation für den Theaterautor Roland Schimmelpfennig. »Vier Himmelsrichtungen« wurde 2011 uraufgeführt, die Daedalus Company bereitet es nun für das Gallus-Theater auf.
Regisseurin Regina Busch verknüpft das in mehr als 50 Szenen gesplittete Schauspiel mit der wachsenden Bedeutung der gesellschaftlichen Mobilität insbesondere in einer internationalen Stadt wie Frankfurt. Ein Ort, an dem jede Entscheidung eines jeden Einzelnen zwangsläufig Folgen für andere habe, mögen diese ihm bekannt oder fremd sein. Und an dem deshalb auch keine Tat in ihren Folgen absehbar sei. »Die vier Jahreszeiten« seien darum auch eine Reise mit unbekanntem Ziel.
Doch es geht auch um Tod und die Feier des Lebens in diesem mysteriösen wie mystischen Stück, das der Autor mit Bildern der griechischen Mythologie unterlegt und mit einem an das attische Theater angelehnten Chor anreichert. Mit Jule Richter als Madame Oiseau und dem von der Fliegenden Volksbühne kommenden Dominic Betz als Luftballon-Kleinkünstler sind zwei Ensemble-Mitglieder, die zuletzt in »Olgas Raum« mitwirkten, engagiert, Cecilia Hafiz (als Kellnerin) und Axel Brauch (als Ex-Lkw-Fahrer) geben ihr Debüt.