Das stärkere Geschlecht
Anfang der Siebziger tobte in den USA, und nicht nur dort, der Geschlechterkampf. Nach Flower-Power-Bewegung und sexueller Revolution wollten sich die Frauen nicht mehr mit schwammigen Hippie-Parolen zufrieden geben, sie forderten vehement gesellschaftliche Gleichberechtigung ein. Dabei wurde eine der wichtigsten Schlachten – zumindest behauptet das Jonathan Daytons und Valerie Faris’ »Battle of the Sexes« – in Amerika nicht auf der Straße geschlagen, sondern auf dem Tennisplatz.
Am 20. September 1973 stand die vierfache Wimbledon-Siegerin Billy Jean King dem gealterten Tennis-Profi Bobby Riggs vor 30.492 Zuschauern im texanischen Houston gegenüber. 130 Millionen Zuschauer verfolgten das Match weltweit im TV – die größte Einschaltquote seit der Mondlandung.
Vorausgegangen war diesem gemischten Einzel eine beispiellose PR-Schlacht. Der 55-jährige Riggs hatte die 29-jährige King herausgefordert, um ein für alle Mal die Überlegenheit des männlichen Geschlechts zu beweisen. Er bezeichnete sich selbst vor laufender Kamera als »Chauvinistenschwein« und zeigte sich siegesgewiss, den ausgelobten Preis von 100.000 Dollar zu gewinnen. Der Film »Battle of the Sexes« zeichnet nun den Hintergrund dieses grotesken Sportspektakels nach.
Emma Stone spielt die engagierte Tennisspielerin, die sich beim Verbandspräsidenten (Bill Pullman) vergeblich für die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen einsetzt und mit anderen Spielerinnen kurzerhand eine eigene Liga gründet. Als Riggs (Steve Carell) ihr seinen Vorschlag unterbreitet, wimmelt sie ihn zunächst ab. Aber nachdem er in einem Schaukampf die Weltranglistenerste Margaret Court besiegt, willigt sie ein. Riggs ist ein Clown, der sich selbst als Macho inszeniert, um mit dem öffentlichkeitswirksamen Match seine Wett- und Spielschulden zu bezahlen.
King hingegen nimmt die Angelegenheit sehr ernst, denn für sie steht der Ruf des Frauentennis auf dem Spiel. Dass sie sich gerade in die Friseurin Marilyn (Andrea Riseborough) verliebt hat, obwohl sie doch mit ihrem Manager verheiratet ist, bringt ihren Trainingsplan zunehmend durcheinander. Jonathan Dayton und Valerie Faris, die schon in »Little Miss Sunshine« eine unkonventionelle Story erfolgreich ins Mainstream-Format brachten, erzählen diese absurd anmutende Emanzipationsgeschichte mit retrospektivem Augenzwinkern und klaren Sympathieverteilungen.
Das macht die Angelegenheit recht unterhaltsam, auch weil Emma Stone ihre feministische Heldenfigur mit einem bodenständigen Understatement spielt, was einen hübschen Kontrast zu Steve Carells Macho-Auftreten bietet. Im echten Leben sind die beiden übrigens gute Freunde geworden, was vielleicht den allzu versöhnlichen Grundton des Filmes erklärt. »Battle of the Sexes« zeigt den Chauvinismus jener Jahre aus der ironisch distanzierten Vergangenheitsperspektive. Dass das Thema besonders in Hollywood noch heute aktuell ist, hat gerade die Entlassung des Studio-Moguls Harvey Weinstein bewiesen, dessen dauernde sexuelle Belästigungen über dreißig Jahre lang in der Branche totgeschwiegen wurden.