Gemeinsam mit seinem Lieblingsschauspieler Mišel Maticevic hat sich Thomas Arslan erneut der Berliner Unterwelt gewidmet. Maticevic spielt 14 Jahre nach »Im Schatten« wieder den kriminellen Einzelgänger Trojan. Er ist nach Berlin zurückgekehrt, aus Geldnot und wegen der alten Kontakte, von denen er sich Hilfe verspricht. Wird sich ein Verbrechen für ihn lohnen?
Zu Beginn beobachten wir ihn beim Diebstahl einer wertvollen Uhrenkollektion. Er bekommt aber von dem vertrauten Hehler nur einen Bruchteil ihres Wertes bezahlt. Die Zeiten sind schwer geworden, er könne es ja woanders versuchen. Besser als gar nichts, scheint Trojan zu denken. Die nächtliche Autofahrt nach Berlin könnte mehr Geld einbringen.
Diese Überlegungen ergeben sich für den Zuschauer aus dem Geschehen. Allenfalls sind sie in knappen Dialogen enthalten. Statt ein differenziertes Bild seines Helden zu zeichnen, hat es Arslan auf eine möglichst glatte Oberfläche abgesehen. Das hat ihm bei einigen meiner Kritikerkollegen Bewunderung, bei mir jedoch Skepsis eingebracht.
Ein ehemaliger Vermittler, der selbst keine Aufträge mehr annimmt, schickt Trojan zu der Anlageberaterin Rebecca (Marie-Lou Sellem), die gerade das Team für einen großen Diebstahl zusammenstellt. Ein Gemälde von Caspar David Friedrich soll aus dem Magazin eines Dahlemer Museums gestohlen werden.
Trojans alter Komplize Luca (Tim Seyfi) ist mit dabei. Als Fahrerin ist Diana (Marie Leuenberger) vorgesehen und fürs Herunterfahren der Überwachungstechnik der junge IT-Fachmann Chris (Bilge Bingül) – für thrillererfahrene Zuschauer schaut er wie ein erstes Opfer aus, falls der Coup misslingen sollte. Trojan willigt ein. Der Diebstahl wird in Rififi-Manier vorbereitet, findet aber im Dunkeln statt. Bei der Schilderung solcher Aktionen haben sich Jules Dassin, Jean-Pierre Melville und Michael Mann, die Arslan als Vorbilder angibt, entschieden mehr Mühe gemacht.
Im Takt vieler Vorläuferfilme geht es weiter: Nach gelungenem Coup beginnen die Probleme mit dem Tausch der Beute gegen das vereinbarte Geld. Die erste Übergabe wird abgesagt, Rebeccas Mittelsmann Victor (Alexander Fehling) erfährt vom Auftragsgeber, dass dieser nicht gewillt ist zu zahlen. Victor soll herausfinden, wo sich das Gemälde befindet, und Trojans Team versucht unterdessen, das Gemälde wieder dem Museum zu verkaufen. In einem dunklen Show-Down wird die anfangs gestellte Frage, ob sich ein Verbrechen lohnt, beantwortet.
Vielleicht war der faszinierende Beginn von »Heat«, die nächtliche Bahnstation, der Ausgangspunkt von »Verbrannte Erde«. Denn die Kamera von Reinhold Vorschneider beeindruckt durch besonders sorgfältige Nachtaufnahmen. Die nächtlichen Autofahrten nach und durch Berlin, bei denen Melvilles amerikanische Straßenkreuzer durch einen silbernen BMW ersetzt worden sind. Die künstlich beleuchtete Stadt wirkt nicht einladend, für Nicht-Berliner ist sie im Grunde nur durch die Autobahnschilder zu identifizieren. Er habe große Lust darauf gehabt, sich die Stadt, in der er lebe und in der er bereits mehrere Filme gemacht habe, genauer anzugucken, kommentiert Arslan die Dreharbeiten.
Das ist dem Ergebnis nicht anzusehen. Im Grunde spielt auch »Verbrannte Erde« an einem der unwirtlichen, undefinierten Orte, die für die Berliner Schule so typisch sind.