Aus heutiger Sicht scheinen die Jahre 1989 und 1990 in Deutschland einer längst vergangenen Zeit anzugehören. Wie in einem Märchen öffnete sich eine Grenze, die für Normalbürger undurchdringlich war, und aus zwei Teilen eines Landes wurde nach rund vierzig Jahren wieder ein Land. In dem kleineren Teil, der von dem viel größeren übernommen wurde, war für einige Monate vieles möglich, was noch kurz zuvor undenkbar gewesen wäre. In dieser Zeit spielt die Komödien dieser Zeit spielt die Komödie »Zwei zu eins«.
Die Wiedervereinigung war beschlossen, aus Angst vor einer Massenauswanderung. »Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh‘n wir zu ihr«, hieß es auf den Leipziger Montagsdemonstrationen. Aber was geschah mit dem ungeliebten Geld der DDR? »Das Papiergeld der DDR wurde in einem Stollen eingelagert« ist die Antwort.
Als Natja Brunckhorst diesen Satz in einem Buch las, kam ihr der Gedanke, das sei eine perfekte Filmvorlage. Der Regisseurin – sie war in jungen Jahren die Christiane F. vom Bahnhof Zoo – schwebte ein »Heist-Movie« vor, eine deutsche Gaunerkomödie. Für die habe sie recherchiert, sich in Halberstadt den Stollen angeschaut und mit Zeitzeugen geredet, erklärt sie.
Wie bei einem Einbruch in eine Bank oder einen Juwelierladen spielt auch in ihrem Film die Zeit eine wesentliche Rolle. Allerdings nicht bei der Planung und Durchführung, sondern im Anschluss an den Diebstahl. Denn die Zeit drängt, wenn das erbeutete Geld noch einen Wert haben soll. Der 1. Juli 1990 war der Stichtag, an dem die Ostmark wertlos wurde (auch hier gab es die DDR-typischen Ausnahmen).
Zuvor konnte ein Grundbetrag eins zu eins und alles darüber zwei zu eins in Westgeld umgetauscht werden. Aber als Maren (Sandra Hüller), Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld) von dem Schatz erfahren und Teile mithilfe des ehemaligen NVA-Wachpostens Markowski (Peter Kurth) heben können, sind die eigenen Ostmark getauscht, und die Summen, die jetzt zur Verfügung stehen, nicht mehr unverdächtig umzuwandeln.
Ticket-Verlosung »Zwei zu eins«
In den Jahre 1989 und 1990 war in der noch bestehenden DDR vieles möglich, was noch kurz zuvor undenkbar gewesen wäre. In dieser Zeit spielt die Komödie »Zwei zu eins«.
Eine Kinotour mit der Regisseurin findet am Do., 27. Juli, um 16 Uhr im Frankfurter Cinéma, um 18 Uhr im Darmstädter Programmkino Rex und um 20.15 Uhr im Mainzer Capitol statt.Wir verlosen in Zusammenarbeit mit X Verleih 5×2 Kino-Gutscheine, die auch für eine dieser Veranstaltungen am 25.7. gültig sind, sofern sie nicht ausverkauft sind.
Schicken sie uns bis 22.7. eine E-Mail an verlosungen@strandgut.de .
Die Karten gehen per E-Mail an die Gewinner.
Es muss also improvisiert werden. Ohne Freunde und Nachbarn ins Vertrauen zu ziehen, geht es nicht. Die erbeuteten und noch gültigen Ostmark werden aufgeteilt und für den Kauf von Haushaltsgeräten und ähnlichem eingesetzt. Amüsant zu sehen, wie sich Wohnungsflure und Garagen mit Kartons füllen. Wie es gelingt, später die Waren zu verticken, bleibt allerdings ein Geheimnis des Films.
Natürlich muss bei jedem neuen Vermarktungsschritt eine Bürgerversammlung einberufen werden, was an die damals beliebten »Runden Tische« erinnert. Für vernünftige Vorschläge und die Überwindung von Egoismen sorgt vor allem die betagte Käte, die von der bühnenerfahrenen Ursula Werner grandios gespielt wird. Überhaupt hat die (West-)Berlinerin Brunckhorst viel DDR-Kolorit eingefangen, was nicht zuletzt auch an den in der DDR aufgewachsenen Hüller, Riemelt und Zehrfeld liegen dürfte. Besonders gelungen ist der Verweis auf das endlich angeeignete »Volkseigentum«, als ein Abgesandter der westdeutschen Bundesbank nach Halberstadt, also in die Noch-DDR kommt, weil nicht ausgegebene 200 Mark-Scheine in Umlauf gebracht worden sind.
In das Geschehen ist eine persönliche (Liebes-)Geschichte eingebettet. Maren und Robert sind verheiratet und haben eine kleine Tochter (die mit einem der vermaledeiten Scheine bezahlen wird). Volker, Marens alte Liebe und Volkers Freund, ist gerade von einem BRD-Intermezzo zurückgekommen. Die Probleme zwischen den dreien sorgen für weitere Spannungen, die voraussehbar aufgelöst werden. Am Ende müssen sie noch durch ein etwas zu tiefes Tal der Verzweiflung, um in einem etwas zu perfekten Sommermärchen zu landen. Es spricht für »Zwei zu eins«, dass der Film – im Gegensatz zu deutschen Mainstreamkomödien – allen Protagonisten immer den nötigen Respekt entgegenbringt.