10 von 10
Wie aus dem Nichts war die Musik plötzlich da. Ein kleines, irgendwo auf der Straße aufgenommenes Video verteilte sich rasend schnell über Facebook – und dann kam man nicht mehr los von dieser Band aus Leeds, die sich den Namen Alt-J gegeben hat, weil man mit dieser Tastenkombination auf englischen Mac-Tastaturen das Delta-Symbol erstellen kann. Whatever. Ihre Songs waren jedenfalls für Monate die schönste, schlaueste, verspielteste Musik, die man sich nur wünschen konnte. Die Industrie überhäufte sie mit Preisen, die Tourneen waren allesamt ausverkauft.
Man kann nur ahnen, wie schwierig es nach einem solchen Erfolg sein würde, wieder ins Studio zu gehen und sich mit den Erwartungen zu konfrontieren, die alle nun an ihre Musik stellen. Unzählige Bands sind daran gescheitert, Alt-J gehören nicht dazu. Wieder überschlagen sich Kritik und Feuilleton. Online Fanzines vergeben das erste Mal seit beinahe einem Jahrzehnt wieder 10 von 10 Punkten, man handelt sie als die neuen Radiohead, nur die alternden Jungs von Spiegel Online halten dagegen. Tatsächlich bietet »This is all yours« herrlich verfrickelte und zugleich wieder immens eingängige Hipster-Popsongs, was man, je nach Sichtweise, etwas aufdringlich oder eben immens schlau finden kann. Ganz sicher aber stimmt, was »Die Welt« schrieb: »Schöner können Blockflöten nicht klingen«.