7. bis 16. Mai im Filmforum Höchst
Einen besseren Zeitpunkt für diese 20. Ausgabe des Festivals hätte man sich nicht wünschen können. Ist doch die Annäherung zwischen der US-amerikanischen und der kubanischen Regierung eines der Top-Themen in den Nachrichten, und eines der wenigen positiven noch dazu. Schon in den vergangenen 19 Festivals konnte man sich davon überzeugen, dass die kubanische Filmszene recht vielfältig ist und durchaus auch kritisch, was die Zustände im Land betrifft. Das ist ja nicht gerade typisch für einen Schurkenstaat.
Jetzt kann man sich also anhand der neuesten Produktionen, die auf dem Festival des Neuen lateinamerikanischen Kinos im vergangenen Dezember in Havanna ihre Premiere hatten, ein eigenes Bild machen. Mit dem in den heimischen Kinos supererfolgreichen »Conducta« wird das Festival am 7. Mai von Regisseur Ernesto Daranas persönlich eröffnet. Zudem wird Marilyn Solaya, die sich in ihren Dokumentarfilmen zur kubanischen Sexualpolitik geäußert hat, ihren ersten Spielfilm »Vestido de novia« vorstellen.
In »La pared de las palabras« hat sich Fernando Perez (»Suite Habanna«), der schon oft das Festival besucht hat, mit einem jungen Mann beschäftigt, der seit seiner Kindheit an Dystonie leidet, die es ihm unmöglich macht, sich über Worte oder den Körper mitzuteilen.
»Omega 3« ist ein kubanischer Science-Fiction-Film von Eduardo Del Llano, einem alten Freund des Festivals, der durch seine bissigen, skurrilen und von schwarzem Humor geprägten Filme aufgefallen ist.
Besonders soll noch auf die Wiederaufführung einiger Klassiker hingewiesen werden, mit denen das Filmfest sein Jubiläum feiert. »Muerte de un burocrata« (Der Tod eines Bürokraten, 1966) von Tomás Gutierrez Alea, die köstliche Politsatire mit einer Verbeugung vor Harold Lloyd, sowie das vorrevolutionäre Historiengemälde »Las aventuras de Juan Quin Quin – Die Abenteuer des Juan Quin Quin, 1967) von Julio Garcia Espinosa und Humberto Solas’ legendäres Drama »Lucia« (1968), das von drei Frauen namens Lucia in drei Epochen der kubanischen Geschichte handelt.
Ein Kurzfilmwettbewerb gibt einen Überblick über den ganz jungen Film in Cuba. Eine Jury aus hessischen Filmstudenten stimmte für »Nudo« von Juliana Gómez Castañeda, die den mit 500 EUR dotierten Kurzfilmpreis »Junger Cubanischer Film 2015« in Frankfurt persönlich entgegennehmen wird. Außerdem stellt der Frankfurter Regisseur Hans-Peter Böffgen seinen in Cuba gedrehten Dokumentarfilm »Melao de Caña« in einer Deutschlandpremiere vor.
Ein Konzert mit der kubanischen Gruppe Tumbao Cubano im Orange Peel in der Kaiserstraße am 13. Mai sowie eine Diskussionsveranstaltung mit dem kubanischen Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler Esteban Morales über die poltische, wirtschaftliche und soziale Situation in Kuba im KHG, Siolistr. 7, am 9. Mai runden das Programm ab.