Vor kurzem wurde Gebhard Ullmann 60 Jahre alt. Fast hätte man ihn für älter gehalten, weil er irgendwie schon immer da war, in unzähligen Projekten als Bandleader und Sideman – ein Getriebener am Saxofon, so scheint es manchmal, ein Zentralgestirn, der den Jazz immer wieder neu befragen muss. Als im Sommer der neu geschaffene Berliner Jazzpreis zum allerersten Mal verliehen wurde, fiel die Wahl völlig zu Recht auf Ullmann. Unbeirrt und kompromisslos folgt er nun schon seit bald vier Jahrzehnten seinem Weg. »Wenn ich mit Musik schon kein Geld verdiene«, sagt Ullmann gerne, »dann will ich es wenigstens mit meiner eigenen tun.«
Seine oft transatlantischen Jazz-Erkundungen startet er stets von den Rändern aus. Das gilt auch für sein neuestes Projekt, dem er den Namen »Das Kondensat« gab, weil es ihm dabei ums Verdichten, ums Eindampfen und Komprimieren geht. Und doch ist hier, im Trio mit dem famosen Schlagzeuger Eric Schaefer und dem Kontrabassisten Oliver Potratz, zugleich ein anderer Ullmann zu hören. »Selten klang Ullmann lustvoller und unbekümmerter«, vermerkte auch Jörg Konrad im »Jazzpodium«. Es ist ein elektronisch infiltrierter, ungemein beweglicher Jazz, der schlau, spontan und neugierig die Bruchstellen von Analogem und Digitalem abhört.