Turbulenzen auf Coney Island
Am legendären Strand von Coney Island, dort wo das südlichste Ende von Brooklyn in den Atlantik übergeht, sich früher die Vergnügungsparks aneinander reihten und ein beträchtlicher Teil der New Yorker Heiratsanträge gestellt wurden, hat Woody Allen seinen neuen Film »Wonder Wheel« angesiedelt. Natürlich vermischen sich hier die romantischen Vorstellungen der Figuren mit den Achterbahnfahrten des Lebens und bieten einem kühn gecasteten Ensemble vielfache Entfaltungsmöglichkeiten. Justin Timberlake fungiert nicht nur als Baywatch in enger Badetrikotage, sondern auch als selbst ernannter Poet, romantischer Held und Erzähler der Geschichte, der immer wieder direkt zu uns in die Kamera spricht. Die etwas ältere Ginny (Kate Winslet) beginnt sich unsterblich in ihn zu verlieben und versucht aus der glücklosen Ehe mit dem Karussellbesitzer Humpty (Jim Belushi) auszubrechen. Dessen Tochter Carolina (Juno Temple) ist gerade aus der Beziehung mit einem Mafioso ausgestiegen und entwickelt ebenfalls eine Schwäche für den Bademeister, während der kleine Halbbruder als Cineast und Pyromane auf Abwege gerät. Die Stärken dieses sehenswerten, wenn auch nicht brillanten Allen-Jahrgangs liegen nicht nur, wie üblich, in den Dialogen, sondern auch in der farbenprächtigen Bildgestaltung Vittorio Storaros und dem stilvollen 50er-Jahre-Design. Großes Drama und sanfte Komik geben sich hier die Hand und lassen »Wonder Wheel« wie eine Hommage an Klassiker à la »Endstation Sehnsucht« unter Lachgaseinfluss erscheinen.