Ein köstlicher Burgunder
Jetzt also Burgund. 2008 spielte sein Film »So ist Paris« wie ein Großteil des französischen Kinos in der französischen Hauptstadt, jetzt wendet sich Cédric Klapisch der Provinz im Herzen Frankreichs zu. In »Der Wein und der Wind« erzählt er von einer Winzerfamilie und von der Heimkehr eines verlorenen Sohnes bzw. Bruders.
Wieder versteht es der erfahrene Regisseur, der erneut das Drehbuch entwickelt hat (Co-Autoren diesmal: Santiago Amigorena und Jean-Marc Roulot), aus den Bedingungen eines Ortes die Probleme zu schildern, die sich für die dort lebenden Personen ergeben und ihren Charakter bestimmen. Ein Großstadtbewohner hat eben andere Sorgen als ein Winzer im Burgund.
Dorthin, auf das Weingut seiner Familie, kehrt der dreißigjährige Jean (Pio Marmaï) nach zehn Jahren Wanderschaft rund um den Erdball zurück. Es ist die Zeit der Weinernte, Jeans Vater liegt im Sterben. Die Last der Verantwortung ruht auf den Schultern von Jeans Geschwistern Juliette (Ana Girardot) und Jérémie (François Civil), die zwar die Unterstützung ihres Bruders gut gebrauchen können, ihm aber auch vorwerfen, dass er jahrelang nichts von sich hat hören lassen.
Der verlorene Bruder wird also nicht nur freudig begrüßt, zumal wichtige Entscheidungen anstehen: Der richtige Zeitpunkt der Ernte und die weitere Vorgehensweise im Weinkeller müssen bestimmt werden. Und hinter diesen aktuellen Problemen, die sofort gelöst werden, steht die Frage, wie es mit dem Weingut weitergehen soll. Kann die Familientradition von den Geschwistern fortgeführt werden, oder gehen sie jeweils ihren eigenen Weg. Dass Jean im fernen Australien ein Weingut aufgebaut, eine Familie gegründet und sich verschuldet hat, macht die Sache nicht einfacher.
Wie bei den Erasmus-Stipendiaten in seinem wohl bekanntesten Film »Barcelona für ein Jahr – L‘auberge espagnole« weiß Klapisch auch im Winzermilieu die großen und kleinen Schwierigkeiten einfühlsam und humorvoll zu schildern. Da kann sich Juliette nur mit Mühe als Chefin Respekt verschaffen, oder der wohlhabende, sehr dominante Schwiegervater, der ein benachbartes Weingut betreibt, macht ein großzügiges, natürlich »ganz uneigennütziges« Angebot.
Dass am Ende eine Lösung gefunden wird, auf die man schon viel früher hätte kommen können, tut dem Vergnügen an diesem Film keinen Abbruch. Zu einem gelungenen Feel-Good-Movie gehört ja auch ein befriedigendes Ende. Den Kritiker stört das zwar von Berufs wegen. Ihm ist der Film an einigen Stellen allzu glatt geraten. Auf der anderen Seite lernt aber auch er eine ganze Menge über die Entstehung eines guten Tropfens. Für den begeisterten Weintrinker ist »Der Wein und der Wind« ein Muss, für alle anderen ein guter Tipp für einen sehr unterhaltsamen Kinoabend.