Die Oper Frankfurt im Oktober

Nach der musikalischen Liebeslehre von »Cosí fan tutte« über »Männermoral und Weibertreue« (frei nach Wolfgang Hildesheimer) komponierte Wolfgang Amadeus Mozart in nahezu atemloser Hektik noch zwei rätselhafte Opern-Schwergewichte: »La clemenza di Tito« und die »Zauberflöte« erlebten beide in einem einzigen Monat, dem September 1791, ihre Uraufführungen. Nur drei Monate vor Mozarts frühem Tod. Themen: siehe oben!
Was in der Opera seria über den großmütigen römischen Imperator Tito Vespasiano noch als nachvollziehbare (politische) Botschaft herüberkam, wurde mit der »Zauberflöte« geradezu ins Groteske überhöht. Textautor Emanuel Schikaneder (der in der Uraufführung selbst die Partie des geckohaften Vogelfängers Papageno übernahm) schien alles in »große Oper« verpacken zu wollen, was sich aus Märchen, Commedia dell´arte, Zauberspiel oder Hohelied der Liebe in einem gut verkaufen ließ: von der zunächst guten, später bösen Königin (der Nacht) und ihrem bösen (später guten) Gegenspieler Sarastro wird erzählt, von Monostatos, einem Mohren (geht ja heute gar nicht mehr!), der eine Pamina bedrängt, die wiederum den Sarastro töten soll – und Papageno und Papagena, die einander begehren und nur über gefährliche Umwege zueinander finden dürfen. Drei himmlische Knaben tauchen auf (der große Musikkömödiant Victor Borge würde gesagt haben: nobody knows why?), geben einem gewissen Tamino eine Zauberflöte mit auf den Weg zum reinen Tempel der «Geweihten«, die alle Gefahren zu überwinden helfen soll. Diese Art theatralische Minestrone hat Mozart – und das ist seine unnachahmliche Genialität – musikalisch derart umgesetzt, dass schon nach der Uraufführung der Beifall riesig war. Über 20 weitere Aufführungen in Wien folgten.
Mozart, der die Aufführungen noch vom Cembalo aus leitete, starb am 5.12.1791.
Musikalisch gab und gibt die Komposition nach wie vor große Rätsel auf. Was klar ist: Mozart zieht mit Nummernarien, großen Chören (Priester, Sklaven), ja Glocken- und Flötenspielereien noch einmal alle Register und umgarnt fast alle Zuschauergenres. Das hält bis heute ungebrochen an. Nicht von ungefähr ist die »Zauberflöte« seither auch für viele Kinder der Einstieg in die Welt der (klassischen) Musik geworden.
1998 hat Alfred Kirchner die Frankfurter Inszenierung bestimmt. Jetzt, nach 24 Jahren, soll das Meisterwerk durch den amerikanischen Autor und Regisseur Ted Huffmann einen neuen Anstrich erfahren. Für die erkrankte Dirigentin Julia Jones wird Steven Sloane mehrmals die musikalische Leitung übernehmen, der in der Oper Frankfurt schon einmal von 1988– 92 als erster Kapellmeister tätig war, danach 26 Jahre Chef der Bochumer Sinfoniker und seit 2007 bzw. 2020 bei ähnlichen Ensembles in Stavanger und Jerusalem wirkt.
Wir sind gespannt auf neue (andere?) Sichtweisen eines unsterblichen Meisterwerks.
Termine Oper Frankfurt: 2.10., 18 Uhr (Premiere), 7./15./21.10., jeweils 19 Uhr, 30.10., 15.30 Uhr
Karten über www.oper-frankfurt.de und Tel.: 069/212–49 49 4

Ganz sicher lohnend ist in diesem Kontext ein »Familienworkshop« am 16.10.22 um 14 Uhr (Treffpunkt: Opernpforte): Kinder und Familien erspielen sich die Oper und lernen so die Geschichte und die Musik kennen. Karten für 8 € (Kinder) bzw. 15 € (Erwachsene) nur über die Vorverkaufskasse.

Hellhörig@Hauptwache …
heißt eine neue Konzertreihe, gestaltet von Mitgliedern des Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchesters mitten in der Stadt: in der Katharinenkirche an der Hauptwache. Jeweils dienstags um 13.15 Uhr werden als Lunch der anderen Art unter dem Motto »45 Minuten Musik – sonst nix« musikalische Kostbarkeiten serviert. Der Eintritt ist zwar kostenlos, aber die Konzerte finden für einen guten Zweck statt. Das heißt: die Herbststaffel von hellhörig@hauptwache kommt dem Verein MainLichtblick e.V. zugute. Hingehen, lauschen und für den guten Zweck spenden, der in diesem Katastrophenjahr vermutlich mehr Zuwendung denn je bedarf!

Bernd Havenstein / Foto: »Die Zauberflöte«, © Barbara Aumüller

www.oper-frankfurt.de

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