Mexiko und viel mehr
Wenn im Herbst die Blätter »mit verneinender Gebärde« fallen (Rilke), freuen wir uns auf das Wiesbadener Festival des unabhängig produzierten Spiel-, Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilms. Mexiko bildet heuer den Länderschwerpunkt mit acht Spiel- und Dokumentarfilmen sowie zwei Kurzfilmprogrammen.
Abwechslungsreich wie immer ist das Programm: neben der rabenschwarzen Gangsterkomödie »Einer nach dem anderen« (Kritik auf Seite 5) steht die Deutschland-Premiere von »Abus de faiblesse« mit Isabelle Huppert, dem neuen autobiografisch anmutenden Film von Catherine Breillat. In Peter Sattlers »Camp X-Ray« mit Kristen Stewart geht es um Häftlinge und Soldaten in Guantanamo Bay, und Angelina Jolie hat sich als Produzentin an der äthiopischen Produktion »Difret« von Zeresenay Berhane Mehari beteiligt, einem mitreißenden Drama über die 14-jährige Hirut, der die Todesstrafe droht.
Die Wiesbadener verstehen sich vor allem als Vermittler von Filmen, die in Deutschland keinen Verleih finden. Das sagt nichts über die Qualität dieser Werke aus, man denke nur an den wunderbaren Film »The Off Hours« vor drei Jahren, der in Deutschland bis heute nicht in die Kinos gekommen ist.
Xavier Dolan, der noch immer das Etikett »Wunderkind« mit sich herumschleppt, ist im »Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb« mit seiner letzten Produktion »Mommy« vertreten, die in Cannes mit dem Regie-Preis ausgezeichnet wurde. Dieser Film in dem eigenwilligen Smartphone-Format kommt allerdings im November auch in die hiesigen Kinos.
Aus 3.000 internationalen Einreichungen wurden 200 Kurz- und Langfilme für die Sektionen »American Independents«, »International«, »Neues aus Deutschland« – in diesem Jahr erstmals unter dem Namen »Made in Germany« – sowie für Wettbewerbe und zahlreiche Kurzfilmprogramme ausgewählt. Legendär ist der »Deutsche Kurzfilm-Wettbewerb« mit zwölf deutsche Kurzfilmproduktionen. Kurze Werke von einheimischen Regisseuren laufen im »Wiesbaden Special–Kurzfilm-Wettbewerb«. Über die Gewinner beider Wettbewerbe entscheidet das Publikum.
Auch außerhalb der Kinosäle bitetet exground ein vielfältiges Rahmenprogramm aus Eröffnungs- und Abschlussparty, Lesungen sowie Podiumsdiskussionen mit nationalen und internationalen Filmgästen und die kultige »Gongshow«. In der Caligari FilmBühne findet man das Festivalzentrum, das Murnau-Filmtheater am Hauptbahnhof und der Kulturpalast sind weitere Spielstätten.