Als das Schauspiel Frankfurt seinen Adventskalender für 2020 unter dem Motto »Eine gute Nachricht« präsentierte, thronte Intendant Anselm Weber auf einer Leiter auf der leeren Schauspielbühne und hielt als Nummernboy die Schilder hoch: »Zukunft passiert von alleine«.
Das klang gar nicht schlecht, irgendwie auch tröstlich. Die Zeitläufte kann man nicht beeinflussen, sich was einfallen lassen aber schon. Und das tut es. Das Schauspiel stöbert da ein wenig in fachfremden Schubladen, wenn es beispielsweise in dem Musikvideo zur vorläufig abgesagten, aber später im Jahr zur Uraufführung kommenden »Reise nach Kallisto« Melanie Straub, Tanja Merlin Graf und Agnes Kammerer als Robot-Tänzerinnen agieren lässt, was richtig witzig und ein bisschen albern aussieht, auf alle Fälle aber die Vorfreude anregt. Dazu gibt‘s auf der Schauspiel-Website auch den Stücktext von Michel Decor zu lesen.
Auch das Genre des Hörspiels gehört nicht zu den Kernkompetenzen des Hauses. Am 29. Januar nimmt das Schauspiel eine Audio-Version von Wallace Shawns Theaterstück »Das Fieber« ins Programm. Man liest dazu: »Ein Gefangener wird hingerichtet. Ein Mann aus einem reichen Land reist in ein armes Land. Nachts, auf dem Kachelboden im Badezimmer seines Hotels, denkt er über sein Leben nach und über die Diskrepanz zwischen seinem Wissen und seinem Handeln. In dieser Nacht erkennt er, was ihn mit dem zum Tode Verurteilten verbindet, was Kommunisten und Sozialdemokraten verbindet, Intellektuelle und marxistische Revolutionäre, Touristen und Bettler. Er sieht seine Welt: gute Wohnviertel, liebevolle Familien, Parties, Vergnügen, Kunst, Demokratie. Und er sieht die andere Welt: schlechte Viertel, gefährliche Menschen, Armut, Gewalt, Folter und Unterdrückung«.
Martin Brüggemann hat das Hörspiel mit Wolfgang Vogler als Sprecher eingerichtet, dabei sind unter anderem Torsten Flassig, Anna Kubin, Nils Kreutinger und Melanie Straub. Es ist für eine Woche abrufbar.
Vom 29. Januar–6. Februar unter www.schauspielfrankfurt.de
Foto: Benjamin Lüdtke