Auf dem Empfang der Hessischen Landesregierung ging es vor allem um die neu organisierte Filmförderung des Landes Hessen. Boris Rhein, der zuständige Minister für Wissenschaft und Kunst, hatte seinerzeit den Geschäftsführer der neuen HessenFilm und Medien GmbH im Alleingang bestimmt. Die Empörung bei den Filmproduzenten war groß, denn der Beirat war schlicht übergangen worden. Rhein erklärte, dass er so eine Aufregung noch nicht erlebt habe, weder als Innenminister noch bei seinen langjährigen politischen Aktivitäten. Der Sturm hat sich nun gelegt, und der neue Geschäftsführer Hans Joachim Mendig hat seinen Teil zur Beruhigung der Lage beigetragen. Mittlerweile hat er viele Gespräche geführt und sich als ein kooperationsbereiter, tatkräftiger Organisator präsentiert. Er erklärte das neue Drei-Säulen-Modell der Filmförderung, in dem künstlerische und wirtschaftliche Förderung unter einem Dach zusammengeführt sind. Das Antragsverfahren werde vereinfacht. HessenFilm und Medien sei ab 1. Januar im Netz, und dort können Online-Anträge gestellt werden. Und das Geld im Fördertopf sei nicht gekürzt worden, im Gegenteil, das Geld aus dem Haushalt der Landesregierung soll aufgestockt werden, formulierte Minister Rhein vorsichtig, er sei an Verhandlungen mit dem Finanzminister für das Jahr 2017. Die anwesenden Filmemacher sind noch skeptisch, haben aber höflich applaudiert.
Garniert wurde dies mit der üblichen Poesie von der unendlichen kulturellen Vielfalt in Hessen, das noch für viele weitere Filme einen wunderbaren Handlungsort biete. In diesem Zusammenhang wies Minister Rhein alle Gerüchte, es werde Kürzungen bei den Zuschüssen an die diversen Filmfestivals geben, nachdrücklich zurück. »goEast«, »exground« und andere seien durchaus von ihm geschätzt und geschützt. Wir werden sehen.
Danach übergab auch in diesem Jahr Redakteur Rudolf Worschech den Leserpreis der Zeitschrift »epd-Film« für den besten deutschen Film des Kinojahres 2015. Er ging an »Victoria« von Sebastian Schipper, der in seiner Dankesrede sagte, sein erster Gedanke bei der Verwirklichung des Films sei gewesen: »Null ans Publikum denken.« Er wollte keine Rücksichten nehmen und verachte auch den Verkaufsgedanken, der heutzutage die Menschen – nicht nur in der Filmbranche – beherrsche. Insofern sei ein Preis des Publikums, also in diesem Fall der Leser einer Filmzeitschrift, schon besonders bemerkenswert.
Beim anschließenden Empfang des Deutschen Filminstituts/Deutschen Filmmuseums im Meistersaal am Potsdamer Platz betonte Direktorin Claudia Dillmann die Bedeutung der Filmbildung für junge Menschen. Auf diesem Feld engagiert sie sich seit Jahren. Jetzt gibt es eine Initiative »Mini-Filmclub« für 4- bis 6-Jährige. Das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt sei auf den Gebieten Archivierung, Digitalisierung, Filmbildung, Retrospektiven und Ausstellungen tätig. Die erfolgreichste ist nach wie vor die über Stanley Kubrick. Sie reist seit 2004, immer neu gestaltet, um die Welt und wurde insgesamt von 1,1 Mio. Besuchern gesehen. Jan Harlan, Schwager und Mitarbeiter Kubricks, sagte, man habe unglaublich viel Material von dem 1999 verstorbenen Regisseur gehabt, dessen Filme heute noch aktuell seien und ein großes Publikum faszinieren.