Schluss mit Bühnenkunst am Bau
Intendant Claus Helmer erstaunt und erfreut immer wieder mit kritischen Inszenierungen an seinem dem gehobenen Boulevard verpflichteten Haus, auch wenn sein Publikum dieses nicht immer dafür belohnt. Leider. Starke Inszenierungen wie »Die Schachnovelle«, »Die Weiße Rose« in der letzten Spielzeit, wie auch »Frau Müller muss weg« und »Fettes Schwein« in der jüngsten fanden trotz bester Kritiken an Wochentagen oft vor nur halbbesetzten Rängen statt. Wozu freilich auch die unverhältnismäßig langen Bauarbeiten im Außenbereich des Zoohauses beitrugen: eine Zumutung für Theaterbesucher.
Bis zum Beginn der neuen Saison, soll der Eingangsbereich des Zoos fertig gestellt sein, weiß Helmer. Schluss mit Bühnenkunst am Bau. Toi, toi, toi dazu bis zum 12. September, wenn sich der rote Vorhang zu »Der Mentor« (bis 20. Oktober) von Daniel Kehlmann hebt, dem Autor des Romans »Die Vermessung der Welt«. Der Intendant hat die Regie für das im Autorenmilieu spielende boulevardeske Stück seinem Erfolgsgaranten Michael Wedekind anvertraut. Dass dieser vielleicht sogar die bessere Wahl darstellt gegenüber der in der Presse arg kritisierten Wiener Uraufführung, darf man dem Routinier durchaus zutrauen, schließlich kommt die Vorlage, die FAZ-Mann Gerhard Stadelmaier »ein Capriccio« nennt, bestens weg.
Im nächsten Stück der Saison misst sich das FRT sogar mit Hollywood. »The King’s Speech« steht an, ein Blockbuster an der Kinokasse, nicht zuletzt dank der herausragenden Leistung von Colin Firth, der dafür mit dem Oscar® prämiert wurde. Der Intendant persönlich führt die Regie. Die Rolle von »Bertie«, sprich dem zum König George VI gekrönten stotternden Herzog Albert von York, wurde Christopher Krieg übertragen, die des Sprachtherapeuten Lionel Logue Hartmut Volle. Allerdings wird Claus Helmer »The King’s Speech«, das vom 24. Oktober bis zum 8. Dezember ansteht, auf der Basis der bewährten älteren Theatervorlage von David Seidler inszenieren.