Graphische Sammlung Städel: Die Ausstellung »Schaulust« präsentiert niederländische Zeichenkunst des 18. Jahrhunderts

Trau, schau, wem: Dem aufgeklärten Bürgertums des 18. Jahrhunderts. Insbesondere Sammlern wie Johann Friedrich Städel oder Johann Georg Grambs ging es nicht nur um das Sammeln und Schauen von »schöner Kunst«, sondern auch und vor allem darum, das Wissens- und Bildungsbedürfnis ihrer Zeit zu befriedigen. Die Namen der nun in der Städel-Ausstellung »Schaulust« präsentierten Künstler – wie etwa Jacob de Wit, Cornelis Pronk und Jacob Cats sind heute kaum mehr bekannt. Weit weniger jedenfalls, als die von Rubens und Rembrandt angeführten Vertreter des ihnen vorausgegangenen »Goldenen Zeitalters« im 17. Jahrhundert.
Aus der um die 600 Blätter umfassenden Sammlung niederländischer Zeichnungen des 18. Jahrhunderts seines Hauses wählten der Leiter der Graphischen Sammlung Martin Sonnabend und die Kuratorin Annett Sandford 81 zum Teil handkolorierte repräsentative Zeichnungen, Skizzen und Entwürfe zum Beispiel für Wand- und Deckengemälde, die damals die Schaulust und das Bedürfnis nach intellektuellem Austausch bedienten. Vielfach wurden die Werke in Alben gesammelt und bei geselligen Anlässen betrachtet und besprochen, erschienen als Entwürfe für die Ausstattung wohlhabender Bürgerhäuser oder zeigten auf Stichen und Drucken konkrete heimische Orte im Gegensatz zu antiken klassischen Landschaften.
So entspricht die detailgetreue Darstellung von Blumen, Früchten, Tieren – eine eigene Abteilung der Schau – dem aufgeschlossenen Interesse an naturwissenschaftlicher Bildung, und weniger an symbolischer oder mythologischer Erzählweise, man denke nur an Jan van Huysums »Krabbe« – oder an seine berückenden Blumenbilder.
Auch gesellschaftliche Themen werden aufgegriffen – »Feiernde Bauern in der Scheune«, satirische Genreszenen (Cornelis Troost, Jacobus Buys), die Theaterpraxis als Adelskritik, Diskussionsstoff von damals, Amüsement für heute allemal.
Landschaften – ein immer wiederkehrendes Thema der niederländischen Kunst – waren eine persönliche Vorliebe von Städel und Grambs. Der Reiz der Werke besteht einmal in der Vergewisserung der Schönheit des eigenen Landes, ist aber auch als Ausdruck einer Auseinandersetzung mit der Kunst des oben erwähnten »Goldenen Zeitalters« zu werten, und nicht zuletzt eine Demonstration der meisterhaften Beherrschung verschiedenster zeichnerischen Techniken. Jacob Cats, Egbert van Drielst, Hendrik Kobell und Martinus Schouman seien hier stellvertretend genannt.
Schaulust – macht Lust zu schauen – ruhig auch mal in den neu eröffneten Lesesaal der graphischen Sammlung direkt daneben …

Katrin Swoboda (Foto: © Staedel Museum)

Bis 10. Januar 2021: Di., Mi., Fr.– So., 10–18 Uhr; Do., 10–21 Uhr
www.staedelmuseum.de

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