Theater Skyline im Gallus: Wunderzeiten
Das erste Haar südlich des Bauchnabels: Eine peinliche Sache, wenn es auf sich warten läßt. Wie bei Dennis, der sich nach dem Sport kaum noch unter die Dusche traut, weil doch alle sehen, daß da noch nichts sprießt. Dennis prüfender Morgenblick in die eigene Hose gehört zu den tragenden Szenen der absolut unkomplizierten Jugendkomödie »Wunderzeiten«, die der Däne Kim Fupz Aakeson »über Pubertät und andere Katastrophen« geschrieben hat und die jetzt im Gallus-Theater in einer hochvergnüglichen Produktion des Jugendtheaters Skyline zu erleben ist.
Wegen dem da unten in seinem Souterrain ringt sich Dennis schließlich durch, dem da ganz oben einmal Bescheid zu stoßen. Warst doch bestimmt selber mal jung, meint er. Nicht daß Dennis sehr religiös wäre, er weiß ja noch nicht mal, wie er ihn richtig anreden soll: »Lieber Gott«, »Hallo Gott« oder »Hey Gott«? Dennis, der Halbwaise ist, hat sonst niemanden, an den er sich wenden kann, und die Haare sind gewiß nicht das einzige Problem. Seine ängstliche Mutter erlaubt ihm kaum was, sein despotischer Lehrer hat ihn auf dem Kieker und zu allem Überfluß steht – wie blöd ist das denn? – sein bewunderter Kumpel Martin auf Katherina, Dennis heimlicher Liebe. Und siehe da: Es kommt ein Engel vom Paradies-Service und versetzt Dennis in die Lage, sämtliche Wünsche zu realisieren. Keine Frage, daß alles anders kommt als gedacht.
Jan Schuba hat »Wunderzeiten» in seinem Regiedebüt als flotte und überaus vergnügliche Klipp-Klapp-Komödie mit viel Sprachwitz und noch mehr Situationskomik im Comic-Style inszeniert. Daß es ihm dabei gelingt, die von Zwiespälten und Selbstzweifeln gespickte Welt der Heranwachsenden ernst zu nehmen, ist ein besonderes Verdienst, auch wenn es dem Stück insgesamt an Tiefe fehlen mag. Mit dem smarten Tim Vollrath-Kühne ist die Rolle des Dennis ideal besetzt. Ganz famos, wie er frisch beschenkt vor dem Spiegel zuhause den Taxi-Driver mimt. Oliver Wiedem (Martin/Lehrer Spitzer) überzeugt vor allem als Kumpel Martin, während Susanne Lammertz (Mutter/Katherina) in allen Rollen überragt, ob sie sich von der Hausmutter zum Vorstadtvamp und vom Girlie zur liebestollen Tussi wandelt. Das Lachen vergeht hier niemandem