Hessisches Staatsballett: »Timelessness« für das Große Haus in Wiesbaden

Mit einem Dreiteiler meldet sich das Hessische Staatsballett auf seiner Wiesbadener Bühne zurück. Unter der Überschrift »Timelessness«, Zeitlosigkeit, werden zwei schon zuvor am Co-Standort der Kompagnie in Darmstadt gezeigte Arbeiten und eine Uraufführung gezeigt. Letztere hat der in Glasgow lebende australische Choreograf und Tänzer mit Behinderung Marc Brew unter dem Titel »exis-Tence« kreiert, was lautsprachlich wohl auch auf seine Zugehörigkeit zur AXIS Dance Company anspielt, der 1983 in Oakland gegründeten Tanzgruppe mit behinderten und nichtbehinderten Tänzer*innen. Brew, der mit der Marc Brew Company auch eine eigene Gruppe führt, präsentiere in »exisTence«, so die Ansage, seine in Tanz transformierten Gedanken über den Umgang mit der Natur unter den Bedingungen von Klimawandel und wirtschaftlichem Profitdenken.
In einer technisch anmutenden Bühnenumgebung geht die Choreografie den ambivalenten Kräften der Elemente nach. Den konstruktiven aber auch jenen destruktiven Energien, den Sonne, Wasser und Wind der menschengemachten Ausbeutung des Planeten durch Brände, Fluten und Stürme entgegensetzen. »Einerseits erzeugen sie Kraft und Elektrizität, andererseits aber auch Zerstörung«, betont Brew. Entwickelt hat er seine Choreografie mit dem Hessischen Staatsballett schon im Juni vergangenen Jahres, doch musste die Uraufführung nach mehreren Corona-Erkrankungen im Ensemble abgesagt werden. Da »exisTence« nun sogar im Großen Haus gezeigt werden kann, wird die eigens dafür von Angus MacRae komponierte Musik nicht mehr nur vom Band, sondern – wie alle anderen Teile des Tanzabends – live vom Orchester des Hessischen Staatstheaters unter Leitung von Holger Reinhardt gespielt.
Mit im Programm ist die von dem Israeli Eyal Dadon kreierte Choreografie »Bolero«, die Katja Sturm nach ihrer Darmstädter Premiere vor sechs Wochen im März-Strandgut als »Lichtblick in unserer Zeit« würdigte. Ein Höhepunkt dieser mit 15 Performern gezeigten tänzerischen Maurice-Ravel-Adaption wird das durch blauen Nebel gleitende Solo von Tatsuki Takada.
Zur Wiesbaden-Premiere steht auch »Timeless« der chinesischen Ausnahmechoreografin Xie Xin. Getragen von dem Gedanken, dass sich der Mensch im schöpferischen Akt mit der Natur verbindet, in diese bewusst eintauchen kann, begibt sich das Stück auf eine choreografische Reise, die tief in der chinesischen Philosophie und Malerei verankert ist. »Timeless« wird begleitet von einer live eingespielten Auftragskomposition aus Streichinstrumenten und Piano des chinesischen Komponisten Sylvian Wang. In Darmstadt war es im vergangenen Jahr an einem Doppelabend mit Sharon Eyals »Untitled Black« zu sehen. Xie, dies schon mal vorab, kommt zu den Maifestspielen mit der neuen Kreation »T.I.M.E« nach Wiesbaden zurück.

Gisbert Gotthardt / Foto: © Bettina Stöß
Termine: 8., 14., 22. April, 19.30 Uhr
Wiederaufnahme im Juni
www.hessisches-staatsballett.de

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