Eine Ausstellung im Instituto Cervantes beleuchtet das Schicksal der »Rotspanier«

»Spaniens Himmel breitet seine Stern/über unsre Schützengräben aus«, aber auch »In Spanien stand’s um unsere Sache schlecht«. Diese Lieder aus dem Spanischen Bürgerkrieg kannte und sang man in linken Kreisen in den 70er Jahre bis zu Francos Tod 1975. Die Namen Bertolt Brecht, Hanns Eisler und Ernst Busch standen damals auf den nur in der DDR zu erhaltenden Schallplatten. Und nach Spanien fuhr man nicht in Urlaub – oder nur heimlich.
Jetzt beleuchtet eine Ausstellung im Frankfurter Instituto Cervantes einen weniger bekannten Aspekt dieser Epoche: Die Zeit, nachdem der Bürgerkrieg von 1936–1939 zwischen der demokratisch gewählten Regierung und den rechtsgerichteten Putschisten verloren war. General Francisco Franco hatte in Spanien gesiegt und sich zum Diktator erklärt. Ein Teil der antifaschistischen Republikaner flieht nach Frankreich und wird unter dem Vichy-Regime in Konzentrations- und Arbeitslagern – Barcarès, Agde, Gurs und Rivesaltes heißen die bekanntesten – festgehalten, oder auch als »Freiwillige«, im Krieg gegen Deutschland an die Front geschickt. Rund 90.000 ehemalige Spanienkämpfer werden als Dienstpflichtige in der französischen Kriegswirtschaft eingesetzt. Etwa. beim Bau der Transsahara-Bahn oder des Atlantikwalls. Später, nach der Niederlage Frankreichs, folgten Deportationen ins Deutsche Reich: in KZ, zur Zwangsarbeit in der Organisation Todt zum Beispiel in den Frankfurter Adlerwerken. »Rotspanier« wurden sie von der NS-Propaganda genannt – was heute ein Ehrenname sein könnte.
In Frankreich werden sie als »Arbeitersoldaten« hauptsächlich an der Maginotlinie eingesetzt oder dann, in Deutschland nicht als ordentliche »Kriegsgefangene« der Wehrmacht, sondern als »gefährliche Rotspanier« in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Vernichtung durch Arbeit droht ihnen da. Können sie desertieren, schließen sie sich Widerstandsgruppen der Resistance an, doch eine erhoffte Intervention der Alliierten im Spanien des Franco-Regime bleibt aus. Nach Kriegsende verharren viele dauerhaft im Exil in Frankreich. Aus Bürgerkriegsflüchtlingen werden in der Nachkriegszeit spanische Emigranten.
Auf über zwanzig hohen Stellwänden präsentiert Kurator Peter Gaida im Instituto Cervantes in der Staufenstraße in Frankfurt zum ersten Mal in Deutschland die Geschichte dieser vergessenen Zwangsarbeiter mit höchst eindrucksvollen Fotos und Bildern von Gesichtern, Arbeitsstätten, Landschaften und aufschlussreichen Dokumenten in deutscher, französischer, englischer und spanischer Sprache. Ein umfassender und inhaltsreicher Katalog ergänzt vortrefflich die Ausstellung. Erst 1978 hat sich Spanien als demokratischer Rechtsstaat mit einer parlamentarischen Monarchie konstituiert. Ein Muss für alle an europäischer Geschichte Interessierte!

Katrin Swoboda / Foto: © Instituto Cervantes
Bis 29. April: Mo.–Do., 9–18 Uhr; Fr., 9–15 Uhr
www.frankfurt.cervantes.es

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