»Hope for All« von Nina Messinger

Gegen die Fleischeslust

Zugegeben, dies ist ein Propagandafilm. Er trennt gut und böse fein säuberlich, und seine Bilder vom richtigen, vom bewussten, die Natur und damit auch den eigenen Körper schonenden Leben sind arg süßlich geraten. Dazu plätschert eine Musik, die angenehm sein soll und deshalb umso aufreizender wirkt. Und trotzdem ist dem Film ein großes Publikum zu wünschen, denn er handelt von einem Skandal, der uns alle betrifft.

In den weniger schönen, ja grausamen Bildern von »Hope for All« geht es um die Fleischindustrie, in der Tiere als Ware betrachtet werden, und um unsere Lust auf Fleisch. Bei unserem Körper beginnt der Film. Mit den Zumutungen für ihn. Denn all die knusprigen Wiener Schnitzel, saftigen Steaks und fettigen Hamburger schädigen unsere Blutbahnen und in der Folge unser Herz. Krankheiten sind die Folge. So werden erhöhter Blutdruck, Diabetes 2 und Übergewicht auf übermäßigen Fleischkonsum zurückgeführt. Jährlich gibt es 4 Mio. Tote durch Herzinfarkt oder Schlaganfall in Europa und drei Mio. Krebsdiagnosen, heißt es.
Das allein wäre nach dem Motto »Jeder hat das Recht, seinen Körper zugrunde zu richten« nicht allgemein zu verurteilen. Man könnte allenfalls sagen, dass es nicht gerade intelligent ist, sich zu ernähren, wie es gang und gäbe ist. Was die ganze Sache ärgerlich macht, ist das Leid der Tiere, das mit unserem Fleischkonsum untrennbar verbunden ist. Denn wir wollen ja nicht nur Fleisch essen, wir wollen eben auch billiges Fleisch essen, wie wir auch billige Milch trinken wollen.
Wer »Hope for All« gesehen hat, kann nicht mehr bedenkenlos zu den Fleisch- und Wurstpaketen beim Discounter oder im Supermarkt greifen. Der Film macht bewusst, dass Massentierhaltung für die betroffenen Tiere eine Qual bedeutet. Und er tut dies mit schwer erträglichen Aufnahmen. Man wundert sich schon, dass in den Mastbetrieben gefilmt werden durfte. Das Filmmaterial aus dem Schlachthof stammt wohl aus einer fremden Quelle, steht aber den Szenen aus den Ställen in Punkto Grausamkeit nicht nach. Aus wirtschaftlichen Interessen werden Tiere nicht, wie es ihnen als fühlende Lebewesen zusteht, behandelt, sondern wie Waren, und wir Verbraucher wollen davon nichts wissen.
Umso wichtiger ist dieser Film, auch wenn man die Behauptung, durch vegane Ernährung könnten nicht nur Krankheiten verhindert, sondern auch akute Erkrankungen wieder geheilt werden, durchaus bezweifeln kann. Die Propagandisten der veganen Ernährung, zumeist renommierte Wissenschaftler, sehen jedenfalls kerngesund aus und wirken auch sehr glaubwürdig. Dass wir mit einer bewussten Ernährung beginnen müssen und dass wir dadurch ein Zeichen der Hoffnung setzen können, wie es der Titel sagt, ist schon eine religiöse Botschaft. Und wenn man nicht glaubt, dass am veganen Wesen die Welt genesen wird, kann man immerhin seinen Fleischkonsum drastisch reduzieren.

Claus Wecker (Foto: © Tiberius Films)
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HOPE FOR ALL
von Nina Messinger, A 2016, 100 Min.
mit Dr. Jane Goodall, Dr. Caldwell B. Essels, Prof. Dr. T. Colin Campbell, Dr. Vandana Shiva, Prof. Dr. Claus Leitzmann,
Dokumentarfilm
Start: 12.05.2016

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