Im Stalburg Theater wird »Das Leben des Vernon Subutex« besichtigt

Ein Riesenprojekt nennt es das Stalburg Theater, und so gab es im Januar überhaupt nur zwei Vorstellungen mit anderem Programm. Sonst hat man ja täglich Aufführungen in dem Haus im Frankfurter Nordend, worauf aus diesem Anlass stolz hingewiesen wurde.
Aber im Januar benötigten Regisseurin Katja Lehmann und ihr Team (Darsteller: Iris Reinhardt Hassenzahl und Christoph Maasch) das Theater eben für die Vorbereitungen und Proben von »Das Leben des Vernon Subutex«. Es ist die Dramatisierung einer Romantrilogie der Französin Virginie Despentes. Ein grandioses Sittengemälde unserer Zeit sei es, der erste Teil habe 2015 in Frankreich monatelang die Bestsellerlisten angeführt und mit der kompletten Trilogie sei Virginie Despentes eine »menschliche Komödie« unserer Zeit gelungen – der Vergleich mit Balzac sei nicht zu hoch gegriffen, verlautet der deutsche Verlag. Und spätestens seit dem »Gott des Gemetzels« wissen wir, dass Autorinnen aus unserem westlichen Nachbarland auf originelle Weise den Finger auf die gerade offenen Wunden in der Gesellschaft legen können, möchte man ergänzen.
So liegt auch nach diesem Vorbild auch eine Bearbeitung für die Bühne nahe, und in Frankfurt bekam die Stalburg erst als zweites deutsches Theater die Erlaubnis dazu. An drei Abenden, von denen jeder für sich steht, soll sich mit Bühnenspiel, filmischen Einlagen, Musik und Geräuschen. ein zusammenhängendes großes Ganzes ergeben. Ein Theaterprojekt, wie es im Stalburg Theater noch nie gewagt wurde.
»Das Leben ist ein Spiel in zwei Sätzen. Im ersten lässt es dich glauben, du führst, im zweiten serviert es dir seine Schmetterbälle«, heißt es im ersten Teil der Trilogie. Da verliert der Plattenhändler Vernon Subutex bei der Transformation der Musikindustrie seinen Job und versucht, dies zu ignorieren. Das geht einigermaßen, bis ein Freund stirbt, der bislang Vernons Miete zahlte. Da geht alles den Bach hinunter. Vernon sucht Hilfe bei alten Freunden, Überlebenskünstlern wie er. Einig sind sie sich alle in ihrer Empörung über die soziale Kälte, die das verunsicherte und gespaltene Frankreich fest im Griff hat. Vernon hat jedoch mit der auf Video aufgezeichneten Lebensbeichte des Rockstars Alex Bleach einen Trumpf in der Tasche. Und während er sein altes Leben verschwinden sieht, beginnt eine Jagd auf die Bänder.
Im Februar startet das Projekt mit diesem ersten Teil. Man darf gespannt sein, wie die »menschliche Komödie unserer Zeit« im März (Teil 2) und April weitergeht.

cw (Foto: © Niko Neuwirth)
Termine: 3., 4., 13., 18.,24., 25. Februar, jeweils 20 Uhr
www.stalburg.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert