Rot, so rot: Den meisten Besprechungen der zunächst nur virtuellen Wiedereröffnung des sanierten und umgebauten Ikonenmuseums im Sachsenhäuser Deutschordenshaus an der Alten Brücke hat es die intensive monochrome Farbgestaltung der Wände und des Lichts angetan. Ein leuchtendes Rot, das hier mit knallig (hr), dort mit Blut (FR!) assoziiert oder etwas distinguierter als »herausfordend« (FAZ) bezeichnet wird, setzt die Exponate des Hauses nach dem Dafürhalten der Kolleg*innen nun wirkmächtig in Szene. Wie entflammt nach einem Dornröschenschlaf.
Man könnte den Zustand, in dem sich die vor 30 Jahren anlässlich einer Sammlerstiftung gegründete und den östlichen Abschluss des Museumsufers markierende Kulturstätte befand, durchaus aber auch als komatös bezeichnen. Trotz teils sehr erfolgreicher und spektakulärer Ausstellungen wie »Hessische Prinzessinnen am Russischen Hof« (2017) im Jubiläumsjahr der Oktoberrevolution oder »MM – Die Ikone Marylin Monroe« anlässlich des 85. Geburtstags des Hollywoodstars wusste von der Stadt doch über Jahre niemand so recht, wohin mit den als »Fenster zum Himmel« geltenden Kultbildern der christlich-orthodoxen Kirche. Lange war sogar vom Umzug ins Haus am Dom die Rede, angeblich gar von der Auflösung. Jetzt aber, als Dependance des Museums Angewandte Kunst, aus dem die Sammlung, als dieses noch Museum für Kunsthandwerk hieß, auch ursprünglich kam, scheint die Zukunft wie auch die relative Selbstständigkeit unter der neu bestellten Kustodin und leitenden Kuratorin Konstanze Runge gesichert.
Rund 130 ausgewählte Gemälde und Objekte – von rund 1.500 – erzählen in den renovierten Räumen des Barockbaus biblische Geschichten. Eine vergleichbar ansehnliche Sammlung von Ikonen gibt es in Deutschland nur noch in Recklinghausen. Die Präsentation der aus Russland, Rumänien, Äthiopien, Griechenland und Ägypten stammenden sakralen Kunstwerke rückt das Verhältnis des Menschen zu ihren Ikonen in das Zentrum. Sie zielt indes nicht nur auf Kunstkenner und auf die Mitglieder der christlich-orthodoxen Kirchengemeinden, von denen allein in Frankfurt 14 registriert sind. Sie richtet sich mit einer Einführung in das Thema gleich im Foyer des Hauses insbesondere auch an das zu erwartende Gros derer, denen die Kontexte der Ikonenmalerei weniger vertraut oder gar fremd sind. Und dies sollte ganz im Sinn der Kulturdezernentin der Stadt, Ina Hartwig, sein, die sich das Ikonenmuseum als einen Ort nicht nur des Bewahrens, sondern auch der Begegnung von Menschen mit verschiedenen kulturellen, religiösen oder auch nicht-religiösen Biografien wünscht.