Natürlich kommt der neuen Ausstellung im Deutschen Filminstitut und Filmmuseum (DFF) die Pandemie ganz gelegen. Es sei ein reiner Zufall, sagte hingegen die Direktorin Ellen Harrington zur Eröffnung, die Planungen hätten schon zuvor im Haus begonnen. Und so können Besucherinnen und Besucher in der Etage, die wechselnden Sonderausstellungen vorbehalten ist, einen Blick in die Geschichte des Katastrophenfilms werfen.
Da Filme dieses Genres mit dem Blick auf die Kinokasse gedreht worden sind und noch werden, spiegeln sich in den Katastrophenfilmen auch die Zuschauerängste der jeweiligen Zeit wider. Es soll ja die Lust am Untergang der Anderen geweckt werden – einerseits. Andererseits gab es auch bestimmte Wellen. Beispielsweise in den 70er Jahren. Als es mit dem Erdbeben so gut klappte, auch weil im Sensorround gleich noch das Kino miterzitterte, gab es den Hochhausbrand im nächsten Lichtspielhaus. Dort ohne Gebrauch des Feuerlöschers im Saal, allzu weit sollte der Realismus dann doch nicht gehen.
Untersucht wird in dem Haus am Mainufer, wie es um die Beziehung zwischen filmischen und realen Katastrophen steht. Wie gehen die Filmemacher auf die Ängste des Publikums ein, und wie stellen sie sich in unterschiedlichen Zeiten eine Katastrophe mit deren Folgen vor? Wie wahrscheinlich sind Handlung und Inszenierung? Was kommt nach dem Ende? fragt ja schon der Titel. Im aktuellen Fall heute: Was kommt nach der Pandemie?
Zu diesen Fragen hat man als der Kooperationspartner das Senckenberg Naturmuseum und seine Wissenschaftler gewonnen. In deren Haus in Bockenheim gibt es dazu ein interessantes Begleitprogramm.
Im Filmmuseum hängen mehrere Bildschirme an den Wänden, auf denen Filmausschnitte zu zusammenmontiert sind. »Spiegel«-Titel mit Ankündigungen zu entsprechenden Ereignissen und Filmen hängen fein gerahmt daneben. Alles ist didaktisch aufbereitet und mit den vielen nackten Holzteilern auch coronagerecht. Ich habe ein paar Kostüme und Requisiten von irgendwelchen Dreharbeiten (am besten natürlich von denen der bekanntesten Filme) vermisst, die doch zu einer Filmausstellung gehören sollten. Da müsste etwas von Sammlern aufzutreiben gewesen sein. Etwas, das man hätte bewundern können. So bleibt auch der handfeste Aspekt »Wie wurden die Filme gemacht?« außen vor. Statt dessen wird viel theoretisiert, was generell bei den Ausstellungen heutzutage zur verzichtbaren Mode geworden ist.
So soll an dieser Stelle auf die Filmreihe verwiesen werden, die im endlich wieder schlagenden Herz des Filmmuseums, dem Kinosaal, bekannte und weniger bekannte Exemplare der Gattung zur Besichtigung anbietet.
Claus Wecker
Info: www.dff.film