Während Bob Dylan weiter jeden Anruf des Nobelpreiskomitees unterdrückt, veröffentlicht mit Leonard Cohen einer der wenigen, die ihm auf Augenhöhe begegnen können, ein neues Album. »Hineni Hineni«, singt der 82-Jährige da im Titelsong, hebräisch die Worte Abrahams zitierend – »Hier bin ich, hier bin ich« – »I’m ready, my Lord«. Das muss man natürlich als Abgesang deuten, und doch greift das selbstredend zu kurz. Schon immer war Cohen ein Meister der Selbstdramatisierung.
»You want it darker« heißt das neue Werk des Kanadiers, was die Frage aufwirft, ob das bei Leonard Cohen überhaupt geht, noch dunkler? Seine Songs gleichen diesmal einem Zwiegespräch, ein alter Poet hier, irgendeine höhere Macht zwischen Himmel und Hölle dort. Das ist wie immer großartig zu hören, manche zählen das Album schon jetzt zu den besten, die Cohen je veröffentlicht hat. Die schönste Zeile hebt er sich für den Schluss auf: »I’m running late / They’ll close bar / I used to play / One mean guitar«.