Nach der, wie stets, musikalisch und kulturell überfrachteten Weihnachtszeit und dem mit sogenannten guten Vorsätzen begonnenen Start ins neue Jahr, scheint´s auf den Opernbühnen für ein paar Momente so etwas wie Durchatmen zu geben. Nicht ganz so in Mainz: am 13.1. startet noch einmal Humperdincks »Hänsel und Gretel« eine letzte Reminiszenz an die Lebkuchenzeit, bevor es mit Wiederaufnahmen von »Carmen« (21.1.) und der Opernkombi »La Villi/Paggliacci« (Puccini/Leoncavallo am 14.1.)« mit einer Neuinszenierung wieder in die Vollen geht. Mit der »Passagierin« des spät wieder entdeckten polnischen Komponisten Mieczysław Weinberg, kompositorisch-stilistisch durchaus seinem Freund und Mentor Schostakowitsch ähnlich, setzen sich die junge Regisseurin Nadja Loschky (demnächst Intendantin in Bielefeld) und Hermann Bäumer als Leiter des Opernensembles des Mainzer Staatstheaters mit der Geschichte einer Schiffsüberfahrt von Europa nach Brasilien auseinander. Eine Auschwitz-Überlebende (Lisa) begegnet dabei einer ihrer KZ-Aufseherinnen (Marta), die mit Ihrem Mann auf dem Weg nach Brasilien ist, um ein neues Leben zu beginnen. Ein »eindringliches Mahnmal gegen das Verschleiern und Vergessen«, wie es in der Opernankündigung heißt: »Szenen aus den Jahren 1943-–44 in Auschwitz werden wieder lebendig und zwingen Lisa, ihrer Vergangenheit ins Auge zu blicken.« Nach aufregenden Inszenierungen u.a. bei den Festspielen in Bregenz (2010) und Frankfurt (2016 – Regie: Anselm Weber) sind wir gespannt auf eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus – heute leider wieder aktueller, dringlicher denn je.
Mahnmal gegen Vergessen: »Die Passagierin«
