Mainzer Kammerspiele: Die Mörderkrähe

Mainzer Kammerspiele: MörderkraeheEingeweide für Eingeweihte

Den stärksten Eindruck hinterlässt die imaginäre Bühne. Für die neueste Produktion der Mainzer Kammerspiele, »Die Mörderkrähe« von Stephen Jansen, wird die klassische Gemäldekulisse derart wirkungsvoll durch Videoprojektionen ersetzt, dass man sich fragt, wieso das nicht schon längst Schule gemacht hat.

Es sind animierte Stillleben, die Ralph Lewerenz auf eine kinogroße Leinwand im Rückraum der Schauspieler zaubert. Das schönste davon ist die Innensicht eines Pubs in der zweiten Szene, ein »Bar & Grill«, wie die Spiegelschrift des Frontfensters beim Blick ins Freie verrät. Im schmutzigen Neon leuchten die Straßenlampen draußen die nächtliche City aus, durch die immer mal wieder, nicht zu schnell, nicht zu langsam und schon deshalb verdächtig, ein Auto rollt. Sieht nach übler Gegend aus. Zwei simple Tische und eine Kellnerin, die eine Margarita-Order mit der Bemerkung zurückweist, es gebe hier keine Pizza, genügen für den Halbwelttreff von Dieb und Hehlerin. Man fühlt sich wie im Film und rätselt in welchem.

Die von Christoph Maasch inszenierte Kriminalgroteske lässt zwei starke Frauen und zwei Dödel von Ganoven aufeinander los. Zwar bleibt die Handlung von einem sich später als fingiert weisenden Diebstahl dreier sich noch später als falsch erweisender Diamanten ziemlich lau. Auch dass die Minibande vom Planeten Blöd in die brutalstmöglichen Hände fällt, reißt da nichts mehr heraus. Kompensiert wird die Schwäche aber durch einen beachtlichen verbalen Schlagabtausch, durch schräge Gestalten in absurden Situationen sowie durch den überbordenden Spaß an Blut, sexy Attitüden und Eingeweide, der als kleine Hommage an Quentin Tarantino von Filmkennern sicher nicht missverstanden ist. Anspielungen und Zitate aus dem Kino gibt es einige.

Spaß bereiten jedenfalls die Darsteller, Juliana Fuhrmann als coole Hehlerin, Kathrin Maier als aufreizende Killerlady mit sadistischer Ader, Sebastian Huther als der zwar pfeifende, aber wenig pfiffige Verbrecher Frankie, der aber in Sachen Einfältigkeit von Dietmar Bertrams überragendem Charly übertroffen wird und wohl deswegen im zweiten Teil nur noch in Einzelbestandteilen erscheint.

Eingestimmt in den thrillenden cinematheatralischen Abend werden die Besucher durch eine Filmvorschau mit Schattenspielen nach James Bond. Ob Regisseur Maasch in der kurzen Pause zum Stück als Eisverkäufer weiter erfolglos bleibt, muss sich weisen. Für die Premiere war es ein gutes Omen. Heftiger Beifall.

Winnie Geipert
Termine 11., 12., 13. März, 20 Uhr
www.mainzer-kammerspiele.de

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