MfK: Hermann Vaske fragt berühmte Menschen »Why Are You Creative?«

Man kann die neue Schau im Museum für Kommunikation auch als einen Vorfilm betrachten. Als einen Trailer für den Kinofilm: »Why Are We Not Creative?«, der in der Doku-Abteilung der Filmbiennale Venedig im vergangenen Juli seine Premiere hatte und demnächst in die Kinos kommt. Das Thema der Schau des Films ist die von Hermann Vaske zum Lebenswerk erhobene Frage aller Fragen nach dem Warum (und Woher) der Kreativität, zu der es sogar schon eine Serie des Fernsehsenders Arte und diverse Buchveröffentlichungen gab.
Zur Eröffnung der zuvor schon im Berliner Schwesterhaus gezeigten Ausstellung verriet der aus der Werbebranche kommende Filmemacher, wie sich ihm vor exakt 30 Jahren unter dem Himmel von Sussex im Gespräch mit seinen Saachi & Saachi-Kollegen diese Frage aufgetan und ihn seither nicht mehr losgelassen habe. Der Witz dabei, dass der Anstoß von Leuten kam, die sich, wie Vaske selbst, von Haus aus Kreative nennen und dies mitunter sogar in ihrem Berufstitel als Label führen: Kreativ-Direktoren.
Mehr als 1.000 Gespräche mit prominenten Vertretern unterschiedlichster Sparten hat Vaske seither über Kreativität geführt und dokumentiert. Von der Religion über die Politik und die Geistes- und Naturwissenschaft bis zum Sport und allen Varianten der Kunst reicht das Spektrum, vom Dalai Lama über Pussy Riot bis zu Slavoj Zizek, Stephen Hawking, Pele und – ähem – Boris Becker. Der ehedem 17-jährige Leimener hat Vaske einen Tennisschläger als Antwort überlassen, der nun unter den rund 300 Exponaten am Schaumainkai zu sehen ist. Ausgestellt sind vor allem kleine Blätter und Zettel, auf denen die Befragten mehr oder minder originelle Antworten auf Vaskes Frage aller Fragen hinterließen. Nadya Tolikonnikowa von Pussy Riot kritzelte ein Ausrufezeichen mit RIOT und siedelt damit ganz im Kosmos von Sex-Pistols‘ Johnny Rottens »Anger Is Energy«. Jim Jarmusch will der Welt zeigen, dass sie auch anders könnte, der Maler Julian Schnabel nennt die Mutter als Urgrund, Filmemacher Peter Greenaway dagegen das Ziel Unsterblichkeit. Über diese spontanen Reaktionen hinaus sind auch aufgezeichnete Gespräche Vaskes mit Prominenten zu sehen. Volker Schlingensief etwa. Ohne Kreativität werden wohl auch die Probleme dieser Welt nicht zu lösen sein, findet Vaske und lädt jeden dazu ein, auf dieser Zeitreise durch die vergangenen Jahre eigene Antworten zu finden, derer es so dringend bedarf. »Diese Ausstellung ist auch ein Credo.«

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Bis 4. November 2018: Di.–Fr. 9–18 Uhr; Sa., So. 11–19 Uhr
www.mfk-frankfurt.de

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