»Von einem Kind, das ankam, das Bleiben zu lernen« lautet der Untertitel des Stücks – wie sich die Zeiten doch geändert haben seit den Grimms! Da musste einer noch hinaus, um auch das Fürchten zu lernen, aber das war ja auch ein Märchen.
In »Welcome, aber …« geht es um die Perspektive eines Kindes, das, weshalb auch immer, neu ist im Land, auf der Straße, in der Klasse! Was man da so alles falsch machen kann! Malika, das Mädchen aus – egal woher, es könnte Syrien, Usbekistan oder auch Bayern sein, macht diese Erfahrung. Sie ist durchaus willkommen, welcome, aber (!) es gibt so viel zu lernen, so viel Neues, oft zunächst Unverständliches! In der Schule vor allem da, wo die Gleichaltrigen sitzen, mit denen man Freundschaft schließen möchte – was zum Schluss ja klappt, auch noch mit einem Jungen.
Wer kann all die Fragen, die da entstehen, beantworten und weiterhelfen? Auf der Bühne (Ivana Bischof) gibt es eine Art Wäscheleine, von der Malika (Liora Hilb) die mit ihren Fragen verbundenen Utensilien abnehmen kann, in der Mitte scheint die Straße und das Draußen zu sein, ab und zu sieht man den Schatten eines nörgelnden Erwachsenen dort vorbeiziehen, und ganz rechts, ja, da endlich, bahnt sich die Rettung an: Malika entdeckt den Link #lillyslearninglabor. Ein junges Mädchen erscheint auf dem Bildschirm. Sie sieht Malika verblüffend ähnlich, trägt auch kurz mal einen Turban und hat für alles einen Rat. Zum Beispiel, wie man sich das mit dem Kopfrechnen ganz einfach machen kann – auch für die Zuschauer, jung wie alt, ist das originell und amüsant.
Stella Hilb, die Internetfee – jaja, eine gewissen Verwandtschaft lässt sich nicht leugnen, ein Alter Ego kann von Vorteil sein in einer so angespannten Situation – macht das köstlich leicht und locker, ohne zu überdrehen. Auch Liora Hilb, die zuletzt den Karfunkelpreis für »remembeRing« erhielt, gelingt es unglaublich glaubwürdig, die vielleicht zehnjährige Malika zu verkörpern, doch im schnellen Rollenwechsel auch die anderen, die deren Leben beeinflussen: Herrn Kilian etwa, den durchaus zugewandten und auch strengen Lehrer, erkennt man sofort an wenigen, aber charakteristischen Bewegungen und Posen. Auch wenn nicht jedes Lernziel erreicht werden kann – muss man unbedingt singen können? – ist es doch hoffnungsvoll, wenn Malika zum Schluss den Mut hat, ihre Angst zu überwinden und im wahrsten Sinn des Wortes ins Leben zu springen.
Das Theater La Senty Menti mit Liora Hilb, Miriam Locker (beide Regie) und Banu Kepenek, der auch die großartigen Videoszenen zu verdanken sind, hat eine wunderbare mutmachende Inszenierung gezeigt, die das Aber nicht verschweigt und zeigt, wie es gehen könnte. Welcome, ganz ohne Aber, sind Kinder ab acht Jahren, Schulklassen (ab 2. Klasse) und Erwachsene!