Museum für Kommunikation: »Potz! Blitz! Vom Fluch des Pharao bis zur Hate Speech«

Verflixt und zugenäht, jetzt muss dieser Artikel doch noch fertig werden! Obwohl die Ausstellung doch bis Januar 2023 geht!!! Und draußen (noch) das schönste Wetter lockt … Herrschaftszeiten nochmal …!!! Und da sind wir auch schon beim – noch relativ harmlosen – Fluchen, um das es in der Ausstellung des »Museum für Kommunikation« in Frankfurt geht: Potz! – eine Umschreibung für Gott, bezeugt seit dem 15. Jahrhundert, Blitz! – Gottes Blitz also soll dich treffen! Und schon wird klar, dass der Fluch eine – wenn auch einseitige – Form der Kommunikation ist, also am richtigen Ort. Wie man ordentlich »vom Leder ziehen« kann, wird uns dort anschaulich präsentiert: in Bildern zum Beispiel vom »Wütenden Hasen«, in Ausweichformulierungen wie das in Bayern gebräuchliche »Herrschaftszeiten«, das zur Wahrung des mosaischen Gebotes den Namen Gottes umgeht.
In 13 (dreizehn!) Abteilungen führt die Ausstellung mit anregenden Beispielen durch Tier- und Menschenreich, Religion und Magie, Aberglaube und Historie. »Mein Gott, ist dein Tierreich groß: animalische Beschimpfungen aus 13 Ländern« heißt eine Station, »Farbenblinder Sonntagsfahrer mit Hut!« eine andere. Flüche können auch im »Wörterbuch der bürgerlichen Empörung«, der Malediktologie, gefunden werden. Geschlechtsspezifische Beschimpfungen haben eine eigene Abteilung, wie auch lokale Besonderheiten, etwa die Frankfurter Schimpfkultur. Da kann auch die Besucherin aus Schwaben noch einiges lernen. Nur in der Abteilung Musik vermisst sie den Hinweis auf den französischen Gesangspoeten George Brassens und das wunderbare »Ronde des Jurons«, den Tanz der Flüche. Unverzichtbar in jedem Französischunterricht, gehörte unbedingt hierher.
Mit Hilfe eines von Ausstellungsmacher Rolf-Bernhard Essig kreierten »Fluchgenerators« kann man (und frau) auf den Spuren der Wortschöpfungen großer deutscher Literaten wunderbar kombinieren: du »mistfauler (Sachs) gallenschwarzer (Goethe) Harnprophet (Goethe, wer hätte das gedacht …)« etwa. Oder auf modern: »du crashmäßiger faketreuer Würstchenvisionär« aus auf der Straße und im Netz aufgegabeltem Wortmaterial.
Doch nicht nur Worte sollten wirkmächtig sein. Die Designerin Franziska Isensee und Essig zeigen auch eine Voodoo-Puppe aus Mainz!! Fluchtäfelchen aus dem alten Ägypten, eine Stalltür mit Tierpfoten, Sternen und Fellen bedeckt, und einige gruselige Teile zur Fluch-Abwehr wie spitze Gegenstände, die das Böse fernhalten sollten. Auch das blaue »Auge der Fatima«, beliebtes Mitbringsel aus der Türkei, hält das Übel fern, ebenfalls die Inschrift C + M + B, die Namen der Heiligen Drei Könige plus Jahreszahl über dem häuslichen christlichen Türbalken.
Nicht so amüsant ist die Abteilung »Hate Speech«, üble Nachrede also, deren fatale Folgen das Beispiel der »Pizza-Affäre« von Hillary Clinton aufzeigt: vermutlich von russischen Computer-Hackern gestreut, mit Auswirkungen auf die US-Präsidentschaftswahl (Trump gewinnt). Sehr lobenswert daher, dass es in dieser Abteilung auch reichlich Material dazu gibt, wie sich dagegen vor allem im Netz gewehrt werden kann. Dazu sind auch einige Veranstaltungen geplant.
Eine amüsante und gleichzeitig lehrreiche Ausstellung im leider sehr kleinen Raum, oder, um es mit Annabelle Hornung zu sagen, der Direktorin des Schwestermuseums in Nürnberg: »ein veflixt heißer Scheiß!«.

Katrin Swoboda / Foto: © MfK/Bernd Bostelmann

Bis 29. Januar 2023: Di.–So., 10–18 Uhr, Mi., 10–20 Uhr
www.mfk-frankfurt.de

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