So genau weiß man ja nie, was man nun erwarten möchte von einem nagelneuen Album des ganz alten Rockadels. Eine Annäherung an früher? Eine Kopie? Ein nostalgischer Anschluss? Oder doch ein Bruch? Ein neues Statement? Ein neuer Anfang vielleicht sogar? New Order jedenfalls ließen vor ein paar Wochen verkünden, dass bald auf Mute ein neues Werk veröffentlicht würde. Für die Covergestaltung sorgte wie eh und je Peter Saville, auch er eine Legende, dessen Designerfolg untrennbar mit New Order und dem in Manchester beheimateten Factory-Label verbunden ist. Äußerlich bleibt die Tradition also schon einmal gewahrt.
Doch schon Savilles Artwork wirkt 2015 nicht mehr unbedingt wie ein modernistischer Aufbruch, sondern eher wie die Abschrift eines alten Max-Bill-Entwurfs – ein Dilemma, dem New Order selbst unbedingt entgehen wollten. Die Rettung: ein seltsam prolliger, matter, einfältiger Tonfall, der mit der Strenge und Präzision ihrer eigenen Musik nur noch spielt, sie aber nicht mehr ernstnimmt. Die Elektronik steht dabei im Vordergrund, das mag auch daran liegen, dass Peter Hook 2007 ausgestiegen ist, dessen Basslinien charakteristisch für so viele New-Order-Songs waren.
Hook, so hieß es, sei zu schwierig, zu herausfordernd im Umgang geworden. »Es war Peter gegen den Rest der Band«, sagt Bernard Sumner, der sich mit Hook überwarf, rückblickend. Doch die neue Harmonie tut New Order leider nicht gut. Ein Jammer, eigentlich.