Sexmaniac auf der Emo-Schiene
Vor nicht ganz zehn Jahren wurde das Frankfurter Autoren Theater FAT in der Brotfabrik im Stadtteil Hausen gegründet. Die Idee: Wir zeigen nur Stücke heimischer Autoren. Räumlich mehr ein Verließ im zweiten Stock eines Seitentrakts und engbestuhlt mit Treppe 72 Plätze groß, kam das FAT nie über den Status »Geheimtipp« hinaus. Trotz der Nachbarschaft zum großen Kulturtempel, trotz spektakulärer Inszenierungen wie Wolfgang Spielvogels »Buback« oder Jakub Gawliks »Traum im Mund« mit Valery Tscheplanowa und Tolga Tekin. Und trotz der obligatorischen Einladung zu Brot und Wein mit dem Ensemble.
Das Off-Theater FAT blieb jedenfalls dermaßen off, dass nur wenige den Generationswechsel mitgekriegt haben, der sich hier im Sommer vollzog. Mit Adrian Scherschel, der dem FAT schon geraume Zeit vorsteht, leiten jetzt die Schauspielerinnen Michaela Conrad und Manuela Koschwitz das Haus. Am Autoren-Credo, das sich die Gründer als Alleinstellungsmerkmal ersonnen haben, hält das Trio weiter fest. Nur wird dabei nicht mehr nur an Theater gedacht und auch geografisch ein weiterer Bogen geschlagen. Rhein-Main-Kreativen aller Sparten stehen die Tore jetzt sperrangelweit offen.
Den Neustart hat das FAT im September mit einem musikalisch-lyrischen Liederabend mit Peter Völker vollzogen, dem jeweils mit Gästen weitere folgen werden. Andre neue Formate im Oktober sind »FAT goes Movie« (mit Norbert Schliewe, HfG Offenbach) und »FAT in Concert« (mit Marvin Scondo). Ein erstes theatrales Ausrufezeichen aber wird unter »FAT goes Performance« mit der Wiesbadener Künstlerin Alla Poppersoni gesetzt (23./24.10.), bevor Scherschel unter seinem Regielabel »beatnik« mit »Shame« in die Manege steigt. Vom gleichnamigen Film Steve McQueens inspiriert, geht es um den Versuch eines sexsüchtigen Internet-Maniacs, seine virtuelle Isolation zu überwinden und sich auszuleben. Mit seinen Schauspielern will Scherschel versuchen, die Konflikte dieses Mannes erlebbar zu machen. Dabei hält er durchaus für möglich, im Laufe der Proben zu anderen Ergebnissen als der Filmemacher komme. Saskia Simunek und Daniel Schwingel, die beide in seiner Inszenierung »Die Schaukel« (Strandgut 3/2015) mitwirkten, spielen das Zweipersonenstück.