Very British
Mit Esther Williams, die in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts als Wasserballett-Star die Leute begeisterte, kann es der Engländer Rob Brydon nicht aufnehmen. Der missmutige Buchhalter Eric Scott, den Brydon in der Komödie »Swimming with Men« spielt, könnte unser Nachbar von nebenan sein. Ihm fehlt es an Glanz und Glamour, wenn er im örtlichen Hallenbad Erholung vom nervigen Arbeitstag sucht.
Eric ist ein Zahlenmensch, und deshalb erkennt er auch, warum die Männergruppe, die sich neben ihm im Synchronschwimmen übt, ihre Ballettfigur nicht hinbekommt. Sie besteht nämlich aus sieben, also einer ungeraden Anzahl von Teilnehmern. Die Männer müssten auf einem Mann verzichten, denn nur mit einer geraden Teilnehmerzahl sei die Drehfigur machbar. Als Zuschauer denken wir sofort, dass sie auch mit Eric als achtem Mann funktionieren würde.
Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir Eric und den anderen einen Schritt voraus sind. Denn mit einer diebischen Freude, die der Vorahnung entspringt, werden wir Zuschauer durch den Film geführt. In Maßen witzig ist ja die Idee, dass sich Männer im Synchronschwimmen üben, in einer Sportart also, die nach landläufiger Meinung weiblicher Anmut vorbehalten ist. Nur albern könne ein Film werden, der sich diesem Thema widme, habe Regisseur Oliver Parker befürchtet, und so hat er, um das Thema zu veredeln, seine originelle Komödie mit Motiven angereichert, die das Thema Männer/Frauen auf intelligente Art ironisieren.
Der Schwimmclub der Männer ist den traditionellen englischen Clubs nachgebildet. Es gibt fünf Regeln, die das Gemeinschaftsgefühl stärken sollen. Was im Schwimmbecken passiert, bleibt im Schwimmbecken. Andererseits bleibt das Privatleben der Männer draußen. Natürlich hat jeder von ihnen seine Probleme, aber über sie soll nicht geredet werden.
Im Mittelpunkt des Films stehen die von Eric: seine krankhafte Eifersucht beispielsweise. Ehefrau Heather (Jane Horrocks) macht gerade eine Karriere in der lokalen Politik, und in dem Parteifreund, der sie unter seine Fittiche genommen hat, sieht Eric einen gefährlichen Nebenbuhler. Zudem lässt es sein pubertierender Sohn an Respekt fehlen.
Eric steckt also in einer ausgewachsenen Midlife-Crisis – wie vor zehn Jahren Frederik in der schwedischen Komödie »Männer im Wasser«. Eine Lebenskrise scheint für einen Mann ein idealer Anlass zu sein, mit dem Synchronschwimmen zu beginnen, und die Schweden, deren real existierende Mannschaft im Film eingebaut ist, sind die Vorreiter in dieser Sportart. Denn auch hier muntert ein schwedischer Synchronschwimmer die Dilettanten auf, und dessen englische Freundin wird engagiert, das Team auf einen großen internationalen Wettbewerb vorzubereiten. Die attraktive Susan (Charlotte Riley), ebenfalls eine erfahrene Synchronschwimmerin, nimmt die Männer hart ran – wie eine dominante Schneewittchen-Karikatur. Doch mit dem Wasser und vor allem mit der Hebefigur aus dem Wasser heraus – der Film montiert sie wunderbar mit einer Aufzugfahrt nach oben – scheint die Emanzipation der Männer innig verbunden zu sein.
Drehbuchautor Aschlin Ditta, der als Stand-up-Comedian und Serien-Autor Erfahrungen sammelte, spielt zwar mit den Geschlechterklischees, verzichtet aber aufs Gender-Missionieren. »Swimming with Men« lässt Männer Männer und Frauen Frauen sein. Eine klassische Komödie, konventionell am Ende und very british.