U17 Mainz zeigt das aufregende Jugendstück »Die Sprache des Wassers«

In Deutschland sage man dazu Studio, versucht die Mutter ihrer zwölfjährigen Tochter das schäbige Loch schönzureden, das sie für beide als Bleibe in Mainz gefunden hat. Woher sie kommen, lässt Arsi Aslans Inszenierung des Jugendromans »Die Sprache des Wassers« (Sarah Crossan) bewusst offen. Denn jedes Mal, wenn die Frage gestellt wird, schreit jemand so laut auf, dass niemand ein Wort versteht. Was für eine schöne Idee!
Dafür steht schnell fest, dass die beiden den Mann suchen, der sie vor zwei Jahren ohne Ansage verlassen hat. Nur, dass er in Mainz ist, wissen sie.
Erzählt wird die Geschichte des pubertierenden Mädchens Kasienka mit rostroten Locken, dem man ansieht, dass es nicht auf der Sonnenseite der Gesellschaft lebt, und das sich auch deshalb gegen Vorurteile im deutschen Alltag, gegen empathielose Lehrer und mobbende Mitschüler behaupten muss. Vital und schlagfertig ist das gerade 13 Jahre (»bald 14«) alt gewordene Gör, aber auch nachdenklich und verletzlich. Ihre Mitschülerinnen Marie und Claire etwa lassen keine Gelegenheit aus, sie zu triezen und über sie zu spotten. Ihr größter Freund ist das Wasser, in dem sie sich pudelwohl und geborgen fühlt. »Das Wasser ist ein Land, dessen Sprache ich fließend beherrsche«, erzählt sie ganz zu Beginn. Ihr zweitgrößter wird Alexander.
Dass so ein Vater, der abhaut, kaum grenzenlos froh sein würde, wenn die von ihm Verlassenen ihn finden, überrascht nicht wirklich. Als es dann endlich passiert, verleiht es dem immer fesselnder werdenden Jugendstück einen zusätzlichen Kick. Das natürlich augenfeuchte, gleichwohl überraschende Ende lässt mit gutem Grund manche Frage offen.
Ein großes Vergnügen, das ganz zuvorderst dem schnörkellosen, beherzten Spiel der jungen Gesa Geue geschuldet ist, aber auch ihren kongenialen Spielpartnern Leoni Schulz und Denis Larisch, die in allen zehn anderen Rollen begeistern. Ihr mitreißender Schicksen-Auftritt als Duo Marie-Claire (!) besticht nicht nur, weil er so schön schräg ist, sondern auch weil die Szenen, die er heraufbeschwört, niemandem ganz fremd sein dürften.
Die U17-Bühne wurde dazu in ein leeres hellblaues Schwimmbadbecken verwandelt, um das herum mit wenigen Requisiten das Mainzer Wohnungsloch, Papas neues Heim, aber auch der Klassenraum mit Tafel, und das Schwimmbad mit Badespind schnell aufgebaut sind, während Videos uns helfen, die Szenen im Becken zu imaginieren. 70 Minuten dauert der klug aufgebaute Spaß für Jugendliche ab zwölf Jahren, die bald dreizehn sind und älter.

Winnie Geipert (Foto: © Andreas Etter)
Termine: 4. , 5., 6. September, 11 Uhr
www.staastheater-mainz.com

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