Noch ist es ein Geheimnis, welche Linie von Mitte August an für das English Theatre fährt. Fest steht, dass die Tram natürlich am Willy-Brand-Platz hält – also die 11, die 12 oder die 14. Schließlich ist der ehemalige Theaterplatz aus buchstäblich naheliegenden Gründen nicht nur das Mekka schlechthin für Kultursuchende der Stadt, was es hoffentlich auch bleibt. Er ist frei nach Tennessee Williams auch ultimativer Sehnsuchtsort und Endstation für alle, denen Theater in englischer Sprache am Herzen liegt.
Vor exakt 40 Jahren in einem Sachsenhäuser Hinterhof von drei Schauspielern – einem Briten, einem US-Amerikaner und einem Südafrikaner (nicht eben untypisch für die Stadt) – gegründet, gelangte die Bühne über die Hamburger Allee in Bockenheim und die Kaiserstraße (1990) in das Galileo-Gebäude, wo sie seit 2003 residiert. Mit diesem Umzug ins Banken-und Bahnhofsviertel hat das Haus zudem den Status der größten englischsprachigen Bühne auf dem europäischen Kontinent. Und das ist eine Marke, auf die auch das sich gern als internationalste Stadt gerierende politische Frankfurt stolz sein kann. Mit saisonalen Auslastungsgraden von 75 bis zu 90 Prozent wissen auch die Frankfurter das künstlerisch hochwertige Angebot zu würdigen, wobei jeweils ein Musical, umrahmt von Klassikern und aktuellen Produktionen, im Zentrum steht. So gastierte »Cabaret«, die dauerausverkaufte jüngste Produktion des Hauses, im Anschluss zwei Wochen lang erfolgreich im renomiertenDeutschen Theater München.
In der Regel werden die Teams und die Produktionen für die in Frankfurt erstellten Spielpläne im Partner-Office im Künstler-Dorado London generiert, während die Bühne komplett in Frankfurt gebaut wird. Rund zwei Wochen vor der Premiere wird das Ensemble komplett nach Frankfurt zum Endproben transferiert, um hier nach britischem Muster nahezu täglich aufzutreten.
Unter der Leitung von Daniel Nicolai hat sich das Haus zu seinem 40ten Geburtstag »Flirting with Madness« zum Motto gemacht, was durchaus verheißungsvoll sein kann. Und das nicht nur, weil über das Jahr in den Programmen politische Prominenz mit Grußworten vertreten sein wird. Die Bewusstseinsgrenzgänge in Stücken wie »One Flew Over the Cuckoo’s Nest« »Sweeney Todd« oder »Secret Life of Humans« sollen auch in bühnentechnischer Hinsicht ›state of art‹ werden, kündigt Daniel Nicolai an.
Trotz eines erheblich größeren Aufwands und einer zusätzlichen Produktion wird im Jubeljahr auch der Besucher mit einem preislich unveränderten Jubiläumsabo (ab 115 €) für die gesamte Spielzeit (1 Musical, 4 Theaterstücke) beschenkt, das bis zur Saisoneröffnung am 31. August erwerbbar bleibt.
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www.english-theatre.de
Es ist vor allem Jack Nicholson, den wir mit dem auf Ken Keseys Roman basierenden Milos-Forman-Film »Einer flog über das Kuckucksnest« (1975) verbinden. Lange vor dem die Zustände in den Psychiatrien anprangernden Film entstand 1964 die Theaterversion von Dale Wasserman. Erzählt wird die zunächst witzig klingende Geschichte des kleinkriminellen Haudegens McMurphy, der vor Gericht auf unzurechnungsfähig macht, um dem Gefängnis zu entgehen. Im English Theatre inszeniert der Hand-To-God-Regisseur Derek Andersen die den veränderten Zeitläuften angepasste Bühnenversion.