»Wer bei drei nicht auf dem Baum ist, der kriegt es«, so hat ein Sprecher der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) die Vergabe des alle drei Jahre stattfindenden Wanderfestivals »Politik im Freien Theater« (PiFT) anlässlich der feierlichen Vorstellung des Programms in der Naxoshalle kommentiert. Erheitert hat dieser Spruch gewiss nicht alle im Raum. Für die bereits 11. Ausgabe jedenfalls schaffte Frankfurt nicht den Sprung, ja bewarb sich sogar – und flutet nun mit mutmaßlich hohem Mitteleinsatz in der Zeit vom 29. September bis 8. Oktober die städtische Kulturszene mit mehr als 100 Veranstaltungen an den verschiedensten Orten. Das vorgegebene Leitmotiv, aus das sich die Performances, Diskussionen, Ausstellungen, Stücke, Workshops und Lesungen beziehen ist das naturgemäß weit interpretierbare und überdies doppeldeutige »Macht«. In einem bisher nicht üblichen Maße, wie man erstaunt vernehmen durfte, wirke dieses Mal die freie Szene bei der Gestaltung des Festivals mit und erstmals werde, damit zusammenhängend, ein regionaler Fokus gesetzt. Gewichtig vertreten sind indes auch das Schauspiel und der Mousonturm.
Im künstlerischen Zentrum des zehntägigen Großevents stehen 14 von angeblich 400 landesweit gesichteten Produktionen. Aus der Region gehören unter anderem die hier als »intergenerational« bezeichnete Produktion »Apokalypse Resistance Training« des TheaterGrueneSosse, eine Online-Arbeit der Gruppe andpartnersincrime (»Nach dem Ende der Versammlung: Das Parlament«) und das Tech-Manifest der sich »queerfeministisch» bezeichnenden Gruppe Swoosh Lieu mit Gießener Hochschulprovenienz zu den Auserwählten. Anreisen werden unter anderen die Leipziger Gruppe ArtesMobiles mit der KI-Inszenierung »SystemFailed«, die Berlinerin Laia RiCa mit ihrer Kolonialismus behandelnden dokumentarischen Performance »Kaffee mit Zucker?« sowie, das Bonner Theater Marabu mit »Die Konferenz der Vögel«, die Berliner Gruppe She She Pop mit der hier schon bekannten Schau »Hexploitation«. Ein bisschen Proporz dürfte wohl mitgespielt haben.
Im Rahmenprogramm tritt im Bockenheimer Depot das New Yorker Nature Theater of Oklahoma auf mit »Burt Turrido. An Opera«. Das Stück wurde als Koproduktion des Schauspiel Frankfurt mit dem Mousonturm während des ersten Corona-Lockdowns komplett durchgeprobt, ohne bisher aufgeführt zu werden. Erwähnen wir noch die Performance »Yo Bro« von Joana Tischkau und ihrem Zwillingsbruder Aljoscha, die die Wahrnehmung von nicht-weißen oder queeren Verwandtschaftsbeziehungen behandeln. In ihrer Arbeit werden kultur- und kunstgeschichtliche Repräsentationen von Verwandtschaftsverhältnissen am Beispiel unter anderem der Simpsons, der Kelly Family oder von Beyoncé und Jay-Z untersucht. Alles weitere und noch viel mehr weiß die Homepage.
gt / Foto: Special Guest: Das Natural Theatre of Oklohama, © Pavel Liska, Kelly Copper
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