Ganz schön dunkel ist es im 3. Stock des Deutschen Filmmuseums. Die aktuelle Ausstellung »Im Tiefenrausch« widmet sich maritimen Welten, sofern sie auf Zelluloid gebannt wurden. Und da fehlt es nicht an Beispielen,vor allem, wenn man die Filme, die zumeist über dem Wasserspiegel spielen, mit einbezieht.
Eines der bekanntesten Werke dieser Art dürfte Spielbergs »Jaws« sein, hierzulande als »Der weiße Hai« in den Kinos gelaufen. Ausschnitte sind gleich zweimal zu sehen: in dem großen Raum die sonnendurchfluteten Szenen über Wasser und in einer kleinen »schwarzen Lagune« , die nicht von Kindern besucht werden darf, was vom Aufsichtspersonal überwacht werden soll und bei meinem Besuch auch wurde, der grausamere Teil, der im Vergleich zu vielen Splatterfilmen eher harmlos ist.
Es fällt auf, dass die Filme ihre Kraft durch den Spannungsaufbau gewonnen haben. In den Ausschnitten haben sie einiges von ihrem Schrecken verloren. Ach ja, da mals haben wir uns im Kino ganz schön gefürchtet.
Abgetrennte Gliedmaßen im blutroten Wasser werden heute mit medizinischem Blick registriert. Die Unterwasserwelt ist eben voller Gefahren – und von einzigartiger Faszination.
Der Unterwasserfilm ist jedenfalls nicht nur ein Subgenre des Horrorfilms, er kann auch eine außerordentlich vielfältige, farbenfrohe Flora und eine beeindruckende Fauna vorweisen. Nicht nur Jacques-Yves Cousteau und Luc Besson waren fasziniert, auch James Cameron hat es im Zusammenhang mit »Abyss« gepackt. Von ihm wird berichtet, dass er sich nach dem Erfolg von »Titanic« eine Auszeit unter Wasser gegönnt hat.
Die Ausstellung versucht nun, mit Projektionen an den Wänden und einem riesigen Leinwandrund in der Mitte die Motive und Themen der unterschiedlichsten Filme den Besuchern nahezubringen. Da fehlen sogar die Trickfilmbeispiele nicht – wie etwa »Yellow Submarine« nach dem Beatles-Song.
Die Schau will ihre Besucher auch mit der Fülle der Filmausschnitte überwältigen. Sie simuliert ein Tiefsee-Erlebnis, bei dem niemand Gefahr läuft, vom Tiefenrausch, einer Stickstoffnarkose, erfasst zu werden. Die droht Tauchenden in 30 Meter Tiefe mit Angstzuständen oder Euphorie, je nach deren Psyche.
Die Technik des Filmemachens hat Kurator Michael Kinzer allerdings vernachlässigt. Dabei wäre es natürlich interessant zu erfahren, wie es Spielberg, Cameron und all die anderen »gemacht haben«. Wie schon bei der Katastrophenausstellung zuvor setzt das Haus auf Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern. Das ist grundsätzlich lobenswert, aber Filme handeln von künstlich hergestellter Wirklichkeit, und dies sollte immer ein Thema bei den Präsentationen des Filmmuseums sein. Auch in der dunkelsten Ausstellung, die es jemals in diesem Haus gegeben hat.
Claus Wecker / © Uwe Dettmar/DFF
Bis zum 8. Januar 2023
Di.– So. 10 – 18 Uhr, Fr. bis 20 Uhr
www.dff.film