Entscheidend war die Veränderung des Blickwinkels. Die Sehschwäche, die vormals gern als Krankheit behandelt wurde, von Quacksalbern aller Art mit allerlei Wundermitteln und Tinkturen traktiert, musste erst als Behinderung begriffen werden, die man mit technischen Hilfsmitteln, Lupe, Brille und dergleichen, leicht kompensieren konnte.
Damit fängt die Erfolgsgeschichte der Brille an. Nahezu 80% aller Deutschen sollen, statistischen Erhebungen zufolge, zumindest zweitweise, mit solchen Gläsern auf der Nase herumlaufen.
Die Auswirkungen dieses Geräts sind enorm gewesen. Denn die Brille ermöglichte den Menschen zum Beispiel länger und präziser zu arbeiten (ohne zu ermüden). So wurde denn auch bald aus dem Luxusobjekt, das sich ursprünglich nur wenige leisten konnten, ein Gebrauchsgegenstand für die Allgemeinheit. Stefana Sabins unterhaltsam präsentierte Geschichte der Brille wird mit vielen Beispielen aus der Kunst- und Kulturgeschichte illustriert. Das geht von Rembrandts »Geldwechsler« über Spitzwegs »Armen Poeten« bis zu Dorothy Malone in Howard Hawks »Tote schlafen fest« und der Nickelbrille, die Harry Potter nach John Lennon wieder populär gemacht hat. Kurz gesagt: Stefana Sabins Büchlein öffnet uns, auf vergnügliche Weise, die Augen.