Cuba im Film: 27. Festival de Cine Cubano im Filmforum Höchst

Es ist das erste Festival in dem traditionellen Modus nach der Corona-Zeit, die auch an Cuba nicht spurlos vorübergegangen ist. Obwohl die Insel selbst durch massive Impfungen mit eigenem Serum glimpflich davongekommen ist, wie es in der Ankündigung heißt. Corona hat allerdings das Gesundheitssystem massiv belastet, und den Einbruch im Tourismus kann die kubanische Wirtschaft nur allmählich verkraften.

Gesellschaftspolitisch war im vergangenen Jahr das neue Familiengesetz das wichtigste Reformprojekt, dem die Bevölkerung per Referendum zugestimmt hat. Nun ist auch auf der Zuckerinsel die gleichgeschlechtliche Ehe möglich. Zudem soll das neue Gesetz Frauen vor häuslicher Gewalt besser schützen und vulnerable Gruppen von Kindern und Jugendlichen, Senioren sowie Menschen mit Behinderungen stärken.
In Bezug darauf wird Rebecca Heidenbergs Dokumentarfilm »Queens of the Revolution« über die Transsexuellen und Aktivisten im Umfeld des ersten schwulen Kulturzentrums El Mejunje in Santa Clara gezeigt sowie der Spielfilm »Insumisas« von Fernando Pérez, der schon 2019 beim Filmfest München zu sehen war, und »Sucedió en el cielo« von O. Romero.
Mit »El mundo de Nelsito« konnte das jüngste Werk von Altmeister Fernando Pérez gewonnen werden. Von der jüngeren Generation sind Carlos Lechuga mit dem Spielfilm »Vicenta B« und eine Autorengruppe unter Koordination von Fernando Pérez mit dem Episodenfilm »Cuentos de un día más« vertreten.
Kurt Hartel, der als Gast erwartet wird, hat in seinem Dokumentarfilm »La clave« die kubanische Populärmusik in ihrem Facettenreichtum so stimmungsvoll und farbenfroh eingefangen, dass der Film gerade in Toronto mit dem Preis für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Der Schauspieler Yasmany Guerrero nutzt einen Aufenthalt in Europa, um erneut im Filmforum Höchst vorbeizuschauen und »La vista gorda«, seinen halbstündigen Regieerstling, vorzustellen.
Der renommierte Komödien- und Dramenregisseur Gerardo Chijona hat sein jüngstes Werk »Oscuros amores«, eine schwarze Komödie und Hommage an den Altmeister des kubanischen Kinos T.G. Alea, im Gepäck. Der Film ist die letzte Arbeit eines Kameramannes, ohne den das kubanische Kino der letzten drei Jahrzehnte nicht dasselbe wäre: Raul Pérez Ureta starb 2021.
Zu den sehenswerten Dokumentationen gehören »Llamadas desde Moscú« von Luis Alejandro Yero über in Russland gestrandete kubanische Migranten (Berlinale-Welturaufführung). Der Dokuklassiker »Compañeras and Compañeros« (1970, Adolfas Mekas, Barbara Stone und David C. Stone) ist eine Rarität und wird, da noch nicht restauriert, nur selten aufgeführt. Dagegen wurde ein weiterer Klassiker aus den 70er Jahren kürzlich in Deutschland restauriert und digitalisiert: »De cierta manera« von Sara Gómez.
Die komplexe Gemengelage der Insel soll Thema in der gesellschaftspolitischen Diskussion mit Marcel Kunzmann von cubaheute sein. Der Blogger gilt als einer der profundesten Kenner der kubanischen Situation. Eine Festivalparty ist in der »Wunderbar« am 17.5. in Frankfurt-Höchst angekündigt.

Foto: »Insumisas«
Info: www.cubafilm.de

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