Drei nasstriefende Biber bestellen im Gasthaus »Dreimal das Stammessen!« beim Wirt! Sie komme von Foodwatch, sagt eine Frau dem dinierenden Herrn im Restaurant mit der Bitte, ihm beim Essen zusehen zu dürfen! Die Kategorie »Nur blöd« kommt wahrlich nicht zu kurz in der Ausstellung »Polo – Die Komische Kunst des André Poloczek« im Frankfurter Caricatura Museum. Sie ist dem gut vier Jahrzehnte umspannenden Werk des vor zwei Jahren verstorbenen Wuppertaler Zeichners gewidmet, der mit der Signatur »Polo« für die Titanic, die taz, die SZ, den Stern, aber zeitschaffens auch für lokale Tagezeitungen als Karikaturist und Cartoonist tätig war und als Schüler von Hans Traxler und F.W. Bernstein gilt.
Kein Zufall folglich, dass Poloczek seinen künstlerischen Nachlass dem der Neuen Frankfurter Schule verpflichteten Haus vermachte, das den Ziehsohn aus NRW nun in der ersten Ausstellung nach der mit 130.000 Besuchern abgeschlossenen Rekordschau »Ach was!« zu Loriot präsentiert. Aus dem rund 1.000 Arbeiten umfassenden Polo-Fundus hat der Tempel der Komischen Kunst gut 350 für eine Retrospektive ausgesucht, die mit seinem Schaffen auch seine Vielseitigkeit demonstriert. Neben typischen Strichzeichnungen sind Skulpturen, digitale Formate, Videos und sogar veritable Ölgemälde zu sehen, auf denen Polo Hochmeisterliches in neuem Licht erscheinen lässt: so Van Goghs Brücke von Langlois mit einem PKW, daliesk schmelzende Autokarosserien oder eine Matisse-Pfeife »die keine Zigarette raucht«.
Trotz schreiender Aktualität beweist auch die rothaarige Demonstrantin mit dem Transparent »Klima gibt es gar nicht!«, dass ihrem Schöpfer immer nur Komisches einfiel im Umgang mit der Welt, selbst dann, wenn er es nach eigenem Bekunden »in finsterer künstlerischer Absicht« ernst gemeint hatte. Dazu gehört wohl auch der Tod, den Polo mit Sense vor Gott treten, und dessen »Du spinnst wohl!« hören lässt. Ein göttlicher Kommentar, der von Schöpfer zu Schöpfer durchaus Polo selbst gelten könnte.
Ergänzt wird diese große von drei kleineren Schauen. Zwei davon finden mit Arbeiten von Gründer-Mitgliedern im Raum der Dauerausstellung zur Neuen Frankfurter Schule statt, die im Anschluss einer auch inhaltlichen Neugestaltung unterzogen wird. Das sind zum einen anlässlich seines 95. Geburtstages mit »Die Dünen der Dänen« neue Arbeiten des unentwegt weiterstichelnden Hans Traxler. Und zum andern »Postkarten vom Ich«, eine Auswahl aus zahllosen Selbstportraits F.W. Bernsteins, die der Karikaturist an seine Freunde und Partner in alle Welt zu verschicken pflegte. (bis 4. August).
An der Fußball-EM kommt trotz seiner filigranen Techniken auch das Caricatura Museum nicht vorbei, in dem mit dem Pokalsieger-Pokal der Eintracht von 1974 – eine Leihgabe des temporär geschlossenen Eintracht-Museums – die gezeichneten Fußball-Blödeleien der in ihrer Mehrheit durchaus Eintracht-affinen Mitglieder der Neuen Frankfurter Schule zu sehen sind. Nur Robert Gernhardt hielt sich da dem Vernehmen nach heraus.