Das Tanzfestival Rhein-Main vom 30. Oktober bis 16. November

Die städteübergreifende Tanzplattform steht seit diesem Sommer nicht mehr zur Verfügung. Doch das Tanzfestival Rhein-Main, bei dem das Hessische Staatsballett mit dem Künstlerhaus Mousonturm kooperiert, hat die Mittelkürzungen für die Kultur im Bundeshaushalt überlebt. So darf in diesem Jahr der zehnte Geburtstag des Events gefeiert werden, das die Region für zweieinhalb Wochen in eine große Bühne für die Bewegung verwandelt.
Unter dem Titel »Now or Never« wird vom 30. Oktober bis 16. November in Darmstadt, Wiesbaden, Frankfurt und Offenbach Platz geschaffen für größere und kleinere Inszenierungen, für Workshops, Partys und Gespräche. Der Fokus richtet sich dabei auf Risiken und Grenzerfahrungen, den Wert des einzelnen Lebens und die Suche nach alternativen Zukunftsvisionen.
Zum Spotlight-Künstler wurde Rachid Ouramdane erwählt. Der Franzose mit algerischen Wurzeln fand mit zwölf Jahren über den Hip-Hop zum Tanz. Seine Werke entstehen oft im Austausch mit Zeitzeugen außerhalb der Kunstwelt, und als Direktor des Pariser »Chaillot – Théâtre national de la Danse« lässt er in seinen Schöpfungen andere Bewegungsarten, Akrobatik und Kampfsport miteinfließen. In seiner Produktion »Corps extrêmes«, mit der das Tanzfestival am 30. Oktober im Staatstheater Darmstadt eröffnet wird, heben Ausnahmeathleten und Artisten in eine Traumwelt ab, klettern Wände hoch und fliegen. Dabei erzählen sie in poetischen Bildern vom Balanceakt am Rande des Möglichen. In Wiesbaden ist von Ouramdane noch das berührende »Contre-nature« zu sehen, das sich um Kindheit und Altern dreht; und an mehreren Orten wird ein Film über »Möbius Morphosis« gezeigt, ein Spektakel aus Tanz, Musik und Gesang, das er für das kulturelle Rahmenprogramm der Olympischen Spiele in Paris kreierte.
Die mittlerweile in Frankfurt beheimatete Chinesin Wen Hui beschäftigt sich in »What is War« zusammen mit der japanischen Künstlerin Eiko Otake mit der Geschichte verschleppter und missbrauchter Frauen im Zweiten Weltkrieg. Sasha Waltz, die mit ihrer Tanzcompagnie gerade noch den Umzug der Schirn Kunsthalle nach Bockenheim anführte, nimmt in »Travelogue I – Twenty to eight« ihr Publikum im Frankfurt LAB mit in die Küche, wo sich im Spiel mit Kühlschrank und Tisch neue Perspektiven auf Alltagsroutinen ergeben. Auch der Portugiese Rui Horta, der als Gründer und Leiter des ehemaligen S.O.A.P Dance Theatre am Mousonturm ein guter Bekannter am Main ist, engagiert sich wieder für die hiesige Szene. Für die deutsche Erstaufführung von »Glimmer« entführt er die Zuschauer in eine futuristische Landschaft, in der er Fragen zu künstlicher Intelligenz und kollektiver Verantwortung nachgeht.
Die Sao Paulo Dance Company bringt einen energetischen dreiteiligen Abend mit afrobrasilianischer Percussion mit in die hessische Landeshauptstadt. In der Alten Schlosserei von Offenbach erkundet die finnische Choreografin Jenna Jalonen in »Ring« den Ursprung des Tanzens. Unter den weiteren Stücken im Programm finden sich auch einige, die sich an ganz junges Publikum ab drei Jahren wenden und diesem den Weg in die faszinierend vielfältige Tanzwelt ebnen.

Katja Sturm / Foto: Wen Hui und Eiko Otake: What is War
Termin: 30. Oktober bis 16. November
www.tanzfestivalrheinmain.de

 

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