Das Theater Landungsbrücken macht Ibsens »Volksfeind« zum Gesellschaftsspiel

Huch, der schon wieder? Frei nach Karl Valentin ist über Henrik Ibsens »Volksfeind« zwar schon alles auf der Bühne erprobt, aber noch nicht von jedem Theater. Es ist noch kein Jahr her, da wurde das Drama noch am Frankfurter Schauspiel und im Titania (Freien Theater Ensemble) gespielt, jeweils mit dem Versuch, das Publikum als den Souverän zur Sprache zu bringen. Da ist, wir erinnern uns, ein Mann namens Stockmann, ein Badearzt obendrein, der entdeckt, dass die Quellen des prosperierenden Heilbades industrieverseucht sind und deshalb von der kreuz und quer miteinander verbandelten, von seinem Bruder als Bürgermeister angeführten lokalen Nomenklatura zum gesellschaftlichen Paria und Volksfeind gemacht wird – mit den Instrumentarien der freiheitlichen demokratischen Grundordnung.
Das Regieteam um Linus Koenig und Felix Bieske kündigt die mit »Volksfeind(e)« neu betitelte Fassung »nach Motiven von Henrik Ibsen« als ein »Gesellschaftsspiel um die Konstruktion von Wahrheit« an. Ibsens so erstaunlich wie erschreckend aktuelles Stück spiegele eine Gesellschaft, in der Menschen, die mit der Komplexität der modernen Welt überfordert seien, sich nicht mehr erklären ließen, was gut für sie und die Wahrheit ist, weil sie das selbst am besten zu wissen glaubten. Das Ergebnis: eine Versuchsanordnung, ein Laborexperiment, eine Übung in Wahrhaftigkeit.

gt / Foto: © Christian Schuller
Termine. 13. (Premiere), 14., 15., 29. Dezember, jeweils 20 Uhr
www.landungsbruecken.org

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert