Der 13. Sammlerraum im Historischen Museum ist eine Wundertüte

Die Stauferkapelle befindet sich an der Mainfront im vielteiligen Komplex des Historischen Museums Frankfurt. Von dessen Obergeschoss spannt sich beim Blick aus dem Fenster ein Panorama, das von der EZB über Maintower und Dreikönigskirche bis zur Deutschordenskirche und weiter reicht. Dass schon dieser versteckte Ausblick allein den etwas labyrintischen Weg in den dritten Stock der Stauferkapelle lohnt, scheint sich herumgesprochen zu haben. Sonst hätte das Museum wohl nicht die Schautafel mit den Informationen zu allen historischen Gebäuden angebracht, die es von hier zu orten gibt.
Allerdings steuern die meisten hier oben den 13. Sammlerraum des als Sammlermuseum eingerichteten Gebäudes an. Während die anderen zwölf über das Gebäude verteilten Räume verdienten Stiftern, Sammlern und Förderern des Frankfurter Stadtmuseums gewidmet sind, finden in diesem die jährlich wechselnden Sonderausstellungen mit neuen Sammlergaben statt. Ein keinem Thema, keinem Motto zugeordnetes Sammelsurium von oft aus Zufall entdeckten Gegenständen, die Museumsfreunde dem HMF vermachten. In der im März eröffneten neuen Schau werden rund ein Dutzend Positionen mit 80 Expoanten gezeigt, wobei der erste Blick auf drei in der Raummitte gehängte Kleidungsstücke fällt, darunter auch ein Matrosenanzug für Kinder. Bei Neumünster auf dem Dachspeicher eines Rittersguts hat die Frankfurterin Lina Hirschberg einen Truhenkoffer mit besterhaltenen Kleidern aus dem Zehner- und Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts entdeckt, deren Labels auf seinerzeit namhafte Frankfurter Bekleidungsgeschäfte weisen.
Ringsum an den Wänden finden sich Gemälde, Fotografien und Münzen: Porträts von Frankfurter Persönlichkeiten, das Bild in Ölüber eine kampierende Nomadenfamilie (Hasselhoff), eine Ansicht des Stadtwaldes (Karl Günther Burnitz), eine Schwarzweiß-Fotoserie von Frankfurter Apfelweinschenken und -trinkern aus dem Jahr 1964 von Reinhold Kahn, eine in Bunt über einer Höchster Gießerei und drei Medaillen aus der numismatischen Abteilung mit dem größten Sohn der Stadt, darunter die zu seinem Zweihundertsten entstandene von 1949.
Eine besondere Geschichte hat auch das Burnitz-Gemälde des Frankfurter Stadtwalds, das der 1939 geflüchteter jüdischer Juwelier Etter zurücklassen musste, und von der Stadt und seinem Nazi-OB Krebs für die Amtsstube requiriert wurde. Das Historische Museum hat das stimmungsvolle Bild 2019 an einen Enkel des Juweliers restituiert, über eine Auktion kam es als private Schenkung zurück.
Hingucker der besonderen Art in dieser Exponaten-Wundertüte sind zwei super erhaltene Puppenstuben aus den 60er Jahren, wobei man sich tatsächlich wundert, wie sorgsam die Kinder mit diesem Spielzeug umgegangen sein mögen. Die perfekte Blech-Küche hat einfach alles was die gute Hausfrau braucht. Aber auch das Wohnzimmer mit versammelter Familie um den Mittagstisch lässt es an nichts fehlen.

Lorenz Gatt (Foto: © HMF/Horst Ziegenfusz)

Achtung neue Öffnungszeiten: Di.–So., 11–18 Uhr
www.historisches-museum-frankfurt.de

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