Happy Ends im Theater sind zwar eher old fashioned. Was das Ringen um die Zukunft des English Theatre angeht, da kann für Daniel Nicolai, den Intendanten des Hauses im Gallileo-Turm, der vor sechs Monaten eröffnete Reality-Thriller aus der Immobilienbranche gar nicht anders als altmodisch glücklich enden. Alles wird gut, lautet denn auch die Losung vor dem Hintergrund eines florierenden Wintergeschäfts mit dem zu 98 Prozent ausgelasteten Musical »Sister Act« (Strandgut 11/2022). Vergessen, besser: verdrängt, sind deshalb auch mögliche Auszugstermine im April. The show must go on.
Allerdings steht inzwischen statt des geplanten neuzeitlichen Dramas »Manor« von Moira Buffini, das sich als zu aufwendig erwies, weil man dafür die Bühne hätte fluten müssen, ein moderner Klassiker auf dem Spielplan: »Suddenly Last Summer« (Plötzlich, im letzten Sommer) von Tennessee Williams, der dank Elisabeth Taylor, Audrey Hepburn und Montgomery Cliff unter der Meisterregie von Joseph L. Mankiewicz mehr als Film, denn als Theaterstück bekannt ist. Hintergrundthema des Stückes ist ein autobiografisches Erlebnis des Autors, ein an seiner Schwester vorgenommener neurochirurgischer Eingriff (Lobotomie). In »Suddenly L2ast Summer« wird aus dunklen Gründen ein Arzt mit viel Geld zu einem solchen Eingriff an einer jungen Frau gedrängt. Die Premiere ist für den 14. April vorgesehen, den Vorabend zum vorläufigen Auslaufdatum des Mietvertrages mit der Commerzbank.
Derweil aber laufen allerorten Gespräche zwischen Stadt, Land, Commerzbank und auch dem Neueigentümer Capitaland aus Singapur, dem zur Übergabe am 24. Januar 2024 seitens der Bank ein leeres Gebäude versprochen wurde. Dass die Commerzbank offensichtlich die von der Stadt beim Bau für den Vorbesitzer Dresdener Bank (die Commerzbank übernahm die Dresdner Bank) vereinbarte kulturelle Nutzung des Untergeschosses außer Acht ließ, gehört zu den Themen dieser Verhandlungen, bei denen das English Theatre nur Zuschauer sein kann. Kein Grund dies alles für Daniel Nicolai, nicht optimistisch zu sein. Schaut man sich rundum im Frankfurter Bankenviertel die Parterrenutzung der Hochhäuser an, so kann es eine bessere Lösung als ein English Theatre dafür eigentlich nicht geben. Mehr zum Stand der Dinge und vor allem zum neuen Stück im April an dieser Stelle.